Berlin,
       56. Internationale Filmfestspiele Berlin ( 09. - 19.02.2006)

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  15.02.  

The Tipton Three
The Road To Guantanamo (War On Terror) (Wettbewerb)

Es gibt Journalisten, die haben ihre Schwierigkeiten mit der Form der Regisseure Michael Winterbottom und Mat Whitecross. Die Mischung aus Spielfilm und Dokumentation behagt ihnen nicht und sie wittern sofort die Manipulation. Was sie bei "Syriana" problemlos einen gelungenen und spannenden Politthriller nennen, lässt sie bei "The Road To Guantanamo (War On Terror)" nur an gelungenen Agitprop denken. Eigendlich macht Winterbottom aber nichts anderes als er schon immer gemacht hat, nur deckt sich seine Kunstform mittlerweile mit den Bildern, die wir auf BBC oder CNN sehen können. "Wir wollten ganz einfach in den filmischen Mitteln bleiben, ganz nah an der Wirklichkeit, um eine möglichst große Wirkung zu erzielen, um die Zuschauer zum Nachdenken anzuregen." Zum Nachdenken angeregt hat Michael Winterbottom 2003 mit seinem Film "In this World" über die Flucht zweier afghanischer Jugendlicher vom Flüchtlingslager in Pakistan bis nach London. Mit diesem Film hat er den Goldenen Bären der gewonnen.



"Der Film zeigt nichts Erfundenes. Er erzählt die Geschichte, wie sie war, wie Menschen in Guantanamo entmenschlicht werden."

Im Mai 2004 traf Michael Winterbottom Shafiq, Asif und Ruhel ein erstes Mal zu einer ganzen Reihe von Interviews, die am Ende 600 Seiten umfassten. Die Gespräche bildeten waren die Grundlage für den Film.

Im September 2001 kommt die Mutter von Asif Iqbal aus Pakistan ins englische Tripton zurück. In einem Dorf in der Nähe von Faisalabad hat sie für ihren Sohn eine Braut gefunden. Wenige Tage später reist Asif zu der Frau, die er heiraten soll, in den Punjab. Weil er einen Trauzeugen braucht, ruft er kurz darauf in England an, um seine Freunde Ruhel, Shafiq und Monir zur Hochzeitsfeier einzuladen. Die vier treffen sich in Karachi, wo sie mit Shafiqs pakistanischem Cousin eine Moschee besuchen. Hier werden sie von einem Imam aufgefordert, nach Afghanistan zu reisen, um dort der Bevölkerung zu helfen. Der Fahrpreis für den Bus ist günstig und Afghanistan klingt für die Freunde nach Abenteuer. Nach einer anstrengenden Reise kommen sie nachts in Kandahar an. Es ist die Nacht des ersten US-Bombardements auf Afghanistan. Als Reaktion auf den Anschlag vom 11. September beginnen die US-Truppen den Krieg gegen die Taliban.

Die vier reisen weiter nach Kabul, wo sie länger bleiben, weil alle erkranken. Als sie zu einer Irrfahrt zurück Richtung Pakistan aufbrechen, geraten sie noch tiefer in das Kampfgebiet und werden festgenommen. Nach wochenlanger Haft werden sie schließlich als potenzielle Terroristen ausgeflogen und auf Kuba im US-Stützpunkt Guantanamo inhaftiert. Der Geheimdienst glaubt sie im Umfeld von Mohammed Atta und Osama Bin Laden erkannt zu haben. Im März 2004 kamen die drei jungen Männer aus Birmingham dank eines Deals der britischen Regierung mit den amerikanischen Behörden frei, bis heute aber wurden sie nicht rehabilitiert. Von Monir, den seine Freunde in Afghanistan verloren haben, fehlt weiterhin jede Spur.

"Der Film soll zeigen, wie bizarr es ist, dass die USA ausgerechnet auf Kuba ein Gefängnis errichten, wo sie mit Menschen so umgehen, wie sie das im eigenen Land nicht können, weil es die Gesetze verhindern", sagte Winterbottom.

Ein engagierter Film der, über die Berlinale hinaus einfordert wird, Stellung zu beziehen.

Der Film wird am 09.03. auf britischen TV-Sender Channel 4 gezeigt werden. Nach der TV Ausstrahlung wird der Film auf DVD, im Internet und in den Kinos zu sehen sein.

  The Road To Guantanamo

Großbritannien, 2006, 95 min
Regie: Michael Winterbottom ("24 Hour Party People", "Welcome To Sarajevo","In this World") , Mat Whitecross
Darsteller: Rizwan Ahmed, Farhad Harun, Waqar Siddiqui, Arfan Usman


Mi 15.02. 12:00 Urania (D, E) Mi 15.02. 18:30 Urania (D, E)



Zemestan | It's Winter (Wettbewerb)

Am Himmel die schwarzen Vögel, es ist kalt, die Sonne scheint nicht, die Geräusche der Stadt kämpfen gegen die Dialoge an, die Arbeitslosigkeit macht die Menschen zu Vagabunten im eigenen Land. Das ist nicht der Iran aus dem Bilderbuch sondern jenseits des Klischees von alten Reisebüchern oder aktuellen Nachrichten.

Ein Mann verliert seinen Arbeitsplatz. Weil er in seiner Heimat keine Möglichkeit zum Geldverdienen mehr sieht, fasst er den Entschluss, sich im Ausland eine Arbeit zu suchen. So macht er sich auf den Weg und lässt seine Frau und seine Tochter zurück. Monate vergehen, ohne dass er seiner Familie auch nur das geringste Lebenszeichen zukommen lässt – keinen Anruf, keinen Brief. Dann wird es Herbst. Eines Tages kommt ein Fremder in die Stadt. Er ist Mechaniker von Beruf und auf der Suche nach Arbeit. Da fällt sein Blick auf die junge schöne Frau, von der es heißt, sie habe keinen Ehemann mehr.



Rafi Pitts erzählt mit eindrucksvollen Bildern den alltäglichen Überlebenskampf einer Generation, deren Hoffnung auf ein lebenswertes Leben universell ist.


Rafi Pitts ist 1967 in Mashad, Iran geboren. Seine Mutter ist Iranerin, der Vater ist Engländer. 1978 verlässt die Familie den Iran und zieht nach England. 1991 geht Rafi Pitts nach Frankreich Sein Spielfilmdebüt "La Cinequieme Saison" wird 1997 ein internationaler Festivalerfolg. "Zemastan" ist sein dritter Spielfilm.

Zemestan | It's Winter R: Rafi Pitts ("La Cinequieme Saison" 1997) Buch Rafi Pitts, nach der Erzählung „Safar“ von Mahmoud Dowlatabadi Iran 2005 86 min D: Ali Nicksolat, Mitra Hadjar, Hashem Abdi, Said Orkani

Mi 15.02. 15:00 Urania (D) Mi 15.02. 21:00 Urania (D)



Am Rand der Städte (Forum)

Zwischen den größeren türkischen Küstenstädten, am Rande der Durchfahrtsstraßen im Süden, sind in den letzten Jahren Siedlungen entstanden, deren Struktur und Aussehen für die Türkei völlig neu sind. Große Wohnblöcke sind kreisförmig um eine Art Park herumgebaut, in dem sich Swimmingpools, Begegnungsstätten, Restaurants und Bars befinden. Hier wohnen die sogenannten Deutschländer, zumeist Türken, die viele Jahre im Ausland, vor allem in der Bundesrepublik, gearbeitet haben. Jahrelang haben sie alles gespart, in kleinen Wohnungen gelebt, ihr Geld sicher angelegt, um jetzt ihren Lebensabend dort zu genießen. So richtig in die Türkei zurückgekehrt sind sie jedoch nicht – zu viel liegt dazwischen. So sitzen sie auf ihren Balkonen und am Swimmingpool oder treffen sich am Abend im Restaurant. Sie bleiben unter sich, die Rückkehrer.



Aysun Bademsoy gibt den Menschen in ihrem Film Zeit sich auszudrücken. Keine schnellen Schnitte, die Kamera bleibt dicht an den Gesichtern der Personen, die sie interviewt. Die erzählen von Deutschland und wie schwer es ihnen gefallen ist sich wieder in die Türkei anzusiedeln. Zwischen den Interviews zeigt sie immer wieder Bilder dieser Megasiedlungen am Meer, in der Nähe von Mersin. Alles daran erinnerst eher an die Truman Show, als an das, was man als großstädtisches Bild mit der Türkei verbindet. Am Ende kann man sich des tragischen Eindrucks kaum erwehren, das die dargestellten Menschen, in ihren teuren, immer gleich aussehenden Wohnungen, nie mehr richtig in der Türkei ankommen werden.


Aysun Bademsoy wird geboren am 14. März 1960 in Mersin /Türkei und lebt seit 1969 in Berlin. 1978-89 studiert sie Theaterwissenschaft und Publizistik an der FU Berlin. Seit 1989 hat sie über zehn Dokumentarfilme gedreht.

Am Rand der Städte
R: Aysun Bademsoy ("Deutsche Polizisten"1999/2000) Buch Aysun Bademsoy Dokumentarfilm Deutschland 2006 83 min

Do 16.02. 19:00 Delphi Filmpalast (D) Fr 17.02. 10:00 CinemaxX 3 (E) So 19.02. 17:30 Arsenal 1 (D)



Berlinale Kamera für Hans Helmut Prinzler

Hans Helmut Prinzler, Direktor des Filmmuseums Berlin und Leiter der Retrospektive der Internationalen Filmfestspiele Berlin, wird am 14. Februar mit einer Berlinale Kamera geehrt.Mit der 30. Retrospektive „Traumfrauen. Stars im Film der Fünfziger Jahre“ verabschiedet er sich nach 27 Jahren von der Deutschen Kinemathek/ Filmmuseum Berlin in den Ruhestand.„Ich danke Hans Helmut Prinzler herzlich für seinen unermüdlichen Einsatz für das filmische Erbe“, sagt Berlinale-Direktor Dieter Kosslick. „Er hat uns spannende Retrospektiven und Werkschauen geschenkt, die uns an großartige Momente und Bewegungen der Filmgeschichte erinnern.“



Die Internationale Kurzfilm-Jury vergibt Preise für Kurzfilme im Wettbewerb und im Panorama.

Im Wettbewerb:

Goldener Bär für den besten Kurzfilm an:
ALDRIG SOM FÖRSTA GÅNGEN!
Never Like The First Time!
von Jonas Odell

Silberner Bär / Preis der Jury ex-aequo an :

GRATTE-PAPIER
Schreiberling
von Guillaume Martinez


OUR MAN IN NIRVANA
von Jan Koester

Lobende Erwähnung an:
EL DIA QUE MORI
Der Tag, an dem ich starb
von Maryam Keshavarz

Im Panorama:

Lobende Erwähnung:
LOVE THIS TIME
von Rhys Graham

Bester Kurzfilm:
TES CHEVEUX NOIRS IHSAN
von Tala Hadid

Zum ersten Mal vergibt die Jury den DAAD Kurzfilmpreis, der mit einem dreimonatigen Stipendium und einer Projektförderung für die Regisseurin durch das Berliner Künstlerprogramm des DAAD verbunden ist. Der DAAD Kurzfilmpreis geht an einen künstlerisch außergewöhnlichen und in seiner Bildsprache unkonventionellen Film:

BARBUROT
Swanettes
von Rony Sasson

Prix UIP – Bester Europäischer Kurzfilm aus dem Programm des Wettbewerbs und des Panoramas, dotiert mit 2000 Euro und verbunden mit einer Nominierung für den Europäischen Filmpreis:

EL CERCO
von Ricardo Iscar und Nacho Martin


LINKS

"Im Trommelfeuer" Von Christiane Peitz Tagesspiegel 15.02.06
"Das sind schlechte Menschen" von Jens Balzer Berliner Zeitung 15.02.06
"Emotion durch Tatsachen" von Hanns-Georg Rodek Die Welt 15.02.06
"Tipton three complain of beatings" news.bbc.co.uk 14.03.2004
"How we survived jail hell" observer.guardian.co.uk 14.03.2004

"Zwei Annäherungen an die Türkei" von Daniela Sannwald Tagesspiegel
"Ein radikaler Schnitt" Interview mit der Kamerafrau TAZ 06.02.02

 
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