Berlin,
       56. Internationale Filmfestspiele Berlin ( 09. - 19.02.2006)

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  13.02.  
Die Stadt, die Jugend und der Tod

Mindestens drei Filme drehen sich an diesem Tag um das Erwachsenwerden. Allen gemeinsam ist, das sie in der Großstadt spielen, mit ihren spezifischen Problemen und städtischen Kulturen. "Knallhart" von Detlef Buck, in seiner Art schon fast so etwas wie ein Debüt, "1:1" von Annette K. Olesen, spielt in den sauberen Vorstädten von Kopenhagen und Florian Gaag´s "Wholetrain" zeigt uns den Blick ins Innere der Stadt.

The System of Fear:

Knallhart (Panorama)
Mit dem Namen Detlef Buck verbindet man zwangsläufig ein bestimmtes Genre. Jetzt hat er sich in den Berliner Bezirk Neukölln begeben, und da ist ihm wohl der Spass vergangen.  An seinem 15. Geburtstag wird Michael Polischka mit seiner Mutter Miriam im schicken Berlin-Zehlendorf von ihrem neureichen Liebhaber vor die Tür gesetzt. Michael muss sich auf neue Verhältnisse einstellen. Im rauen Neukölln ist die Gang das Gesetz: Erol und seine Schläger erpressen jeden, der schwächer ist, also auch Michael. Hamal eine lokale Größe im Drogenhandel braucht ehrliche Gesichter. Unter seinem Schutz ist Erol keine Gefahr mehr, und Polischka verdient ganz gut. Als ein Kunde eine Lieferung für 80.000 Euro erwartet, arbeitet Polischka wie immer zuverlässig, doch auf dem Rückweg entreißt ihm Erol den Geldrucksack. Der Erlös landet auf einem S-Bahn-Waggon und ist auch nach großangelegter Suche nicht auffindbar. Vor Hamal muss Polischka nun seine Loyalität neu beweisen. Doch diesmal geht es nicht nur um Geld…

 
Das System Neukölln, das Buck betrachtet, ist in sich geschlossen. Es funktioniert, weil die Schwachen Angst haben. Wer dieses, schon aus unzähligen Mafiafilmen bekannte, System als Grundlage nimmt, landet zwangsläufig bei den Mänlichkeitsritualen von vermeintlichen oder echten Gangstern. Ob das aber dem Leben der Menschen in Bezirken wie Neukölln gerecht wird, oder ob das


nur wieder die Bilder sind, die aus anderen Filmen reproduziert werden
ist am Ende nicht so ganz klar...

Knallhart
R: Detlev Buck Buch Zoran Drvenkar Gregor Tessnow, nach dem Roman von Gregor Tessnow D 2005 98 Min. D: Jenny Elvers-Elbertzhagen, David Kross, Jan Henrik Stahlberg, Erhan Emre, Oktay Özdemir, Kida Khodr Ramadan Panorama Special o 13.02. 13:30 CinemaxX 7 (E)


The Feeling of Fear:

1:1 | En til En (Panorama)
Wie fragil ein bestehendes System sein kann zeigt uns der Film von Annette K. Olesen.  In einer Sozialbausiedlung in einem Außenbezirk von Kopenhagenwird hier ein Jugendlicher so schwer zusammengeschlagen, dass er ins Koma fällt und in ein Krankenhaus eingeliefert werden muss. Mie, Pers 16 Jahre alte Schwester, sucht Trost bei ihrem Freund Shadi, einem Sohn palästinensischer Einwanderer. Aber Shadi fällt es schwer, Mie die nötige Aufmerksamkeit entgegenzubringen. In derselben Nacht hat er gesehen, wie sein älterer Bruder seine Kleidung im Badezimmer von Blutflecken gereinigt hat. Shadis Bruder sagt, dass er mit dem Überfall auf Per nichts zu tun hat. Und Shadi glaubt ihm zunächst aber seine Zweifel wachsen…

 


Auch seine Freundin traut ihm irgendwann nicht mehr. Annette K. Olesen ("Forbrydelser" 2004) lässt die Kamera ganz nahe an die Schauspieler ran und betrachtet das System des Misstrauens von innen. Die Fragen nach irgendwelchen Karikaturen in dänischen Zeitungen erscheinen da eher lächerlich, berühren sie doch nur die äußere Hülle des Problems. Der Film betrachtet das System von innen.


  1:1 (En til En)

DK/GB, 2005, 90 min Regie: Annette K. Olesen Buch Kim Fupz Aakeson
Darsteller: Mohammed-Ali Bakier, Joy K. Petersen, Anette Støvelbæk, Helle Hertz, Subhi Hassan

Mo 13.02. 11:00 CinemaxX 7 (E) Online Tickets Mi 15.02. 22:30 Colosseum 1 (E)



The Excitement of Fear:

Wholetrain (Perspektive Deutsches Kino)
In keiner anderen Sektion der Berlinale ist die Aufregung um Debütfilme unmitelbarer als in der Perspektive Deutsches Kino. Ein furchtbares Gedrängel, viel zu wenig Plätze und die direkte Nähe zu den Machern der Filme zeichnet diese Reihe aus. Um Respekt vor dem Einzelnen und um Anerkennung innerhalb eines sehr speziellen Kollektivs geht es in Florian Gaags Spielfilmdebüt. Der Film erzählt die Geschichte einer Crew von vier jugendlichen Sprayern, die sich der Szene mit ihren ganz eigenen Werten, Regeln und Codes verschrieben haben. Es geht dabei um Freundschaft und um eine Leidenschaft. Als eine andere Crew in der Stadt auftaucht, entbrennt ein Kampf um Ehre und Style, der an Grenzen stößt: David, Tino, Elyas und Achim wollen einen „Wholetrain“, einen ganzen S-Bahn-Zug, besprühen. Dieser Entschluss wird das Leben der vier für immer verändern.

 


In einer Welt, die beherrschst, ist von Bildern und deren ideologische Ausschlachtung zum Alltag gehört, gibt es schon seit Jahrzehnten eine Szene, deren einzige Ideologie das Bild an sich ist. Sie sind die wahren Freigeister der medialen Gegenwart und dementsprechend werden sie weltweit gejagt. Ein Wholetrain in Teheran düfte auf so wenig Gegenliebe stoßen, wie in Berlin oder New York. "Most of all we need the Funk"
Der Autor und Regisseur Florian Gaag weiß wovon er spricht, gehörte selbst über mehrere Jahre zur Münchner Graffiti-Szene. Er studierte später Film an der Tisch School of the Arts in New York und war in dieser Zeit als Korrespondent tätig für das HipHop-Magazin „Juice“. Für die Gestaltung und Ausführung des Graffiti-Art­work und der Pieces in seinem Film konnte er die in der internationalen Szene bekannten Graffiti-Künstler Won, Cemnoz, Pure, Ciel und Neon gewinnen.

Meldung vom 13.02.2006:
Drei Farbschmierer (18, 20, 22) sind der Polizei heute früh gegen 2 Uhr 20 in der Zeughofstraße in Kreuzberg ins Netz gegangen. Sie hatten auf dem Gelände eines Vereins verschiedene Schriftzüge aufgesprüht. Eine Polizeistreife hatte die drei bemerkt, eine zweite Streife hinzugeholt und die Sprayer in einem günstigen Augenblick festgenommen. Mehrere Spraydosen wurden sichergestellt.

Wholetrain D 2005, 83 min Regie/Buch/Musik: Florian Gaag Darsteller: Mike Adler, Florian Renner, Elyas M'Barek, Jacob Matschenz Sektion: Perspektive Deutsches Kino Mo 13.02. 18:00 Colosseum 1 (E)


Wuji (Wettbewerb außer Konkurenz)

Wie immer in diesem Genre, sind die Bilder es wert einzeln festgehalten zu werden. Ernüchternt ist jedoch, das der derzeit teuerste chinesische Film mit so miesen digitalen Trickbildern daherkommt. Das ist dann wahrlich außerhalb jeglicher Konkurenz.




Der Mittelstreifen

 
Eine schöne alte Tradition aus vergangenen Zeiten erlebte der Mittelstreifen der Potsdamer Straße, zwischen Sony-Center und Daimler-Viertel trennt. Wenn internationale Gäste in die Hauptstadt kommen, wird hier und da die Stadt verschönert.

Gibt es sonst in der Stadt endlose Diskussionen über das fehlende Geld, wurde zur Berlinale der Mittelstreifen mit Rindenmulch belegt. Das riecht dann wie auf der grünen Woche und lässt sich besser laufen.

Bis zur Fußball-WM will die Verwaltung für mehr als 400 000 Euro – größtenteils EU-Mittel – eine Promenade mit Bänken und breiteren Übergängen anlegen. Da kommen dann noch mehr internationale Gäste...


LINKS

http://www.knallhart-derfilm.de
http://www.1til1.dk/
„Wir haben den ersten Stein geworfen“ Tagesspiegel 13.02.06
http://www.wholetrain.com/
http://thepromise.cmcmovie.com/
http://www.thepromise.sina.com.cn/
 
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