Berlin,
        Internationale Filmfestspiele Berlin ( 05. - 15.02.2004 )
  TAGESMELDUNGEN 13.02.  
       
 
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13.02.

Wettbewerb

"Ae Fond Kiss"

Einen Tag vor Verleihung des Goldenen Berlinale-Bären hat am Freitag der Film
"Ae Fond Kiss"von Ken Loach die Karten der Favoriten-Liste noch einmal neu gemischt.
Die berührende Liebesgeschichte zwischen einer Katholikin aus Glasgow und einem Sohn moslemischer Einwanderer aus Pakistan erfreute die Kritiker und begeisterte das Publikum.

1 Die knapp 45-minütige Pressekonferenz auf der Berlinale nutzte der 67-Jährige am Freitag nach der Präsentation seines Films "Ae Fond Kiss"zu einer Generalabrechnung mit seiner, der amerikanischen Regierung und der katholischen Kirche.
Darüber hinaus setzte er sich in einem eindringlichen Hilfsappell für eine kurz vor der Abschiebung in die Türkei stehende kurdische Familie ein.


"Wir leben in einer Zeit, in der wir zwei Führer der westlichen Welt beobachten können, die sich offen zum christlichen Glauben bekennen, gleichzeitig jedoch einen Krieg vom Zaum brechen", sagte Loach. Das Verhalten des britischen Premiers Tony Blairs und des amerikanischen Präsidenten George W. Bush sei gefährlich und reaktionär. Er halte das Prinzip der säkularen Erziehung für sehr wichtig. Loach kritisierte auch die katholische Kirche in Schottland. So diktiere die Kirche hier noch immer, wer beispielsweise Lehrer werden dürfe. Wenn einer der Kirche nicht gefalle, müsse er gehen. "Wir finden das absolut inakzeptabel." 1
    Ken Loach

Morgen ist Preisverleihung bei der Berlinale
und dann ist es vorbei...


Am morgigen Samstagnachmittag werden die Gewinner des Goldenen und der Silbernen Bären bekannt gegeben. Als Favoriten gelten zwei amerikanische Produktionen: Richard Linklaters "Before Sunset"und Patty Jenkins Serienmörderin-Tragödie «Monster» mit Charlize Theron. aber auch "Ae Fond Kiss"von Ken Loach ist seit heute im Rennen. Nach der offiziellen Preisverleihung (19.00 Uhr) wird als Abschlussfilm Stéphane Vuillets "25 Grad im Winter"gezeigt. Das Festival endet wie auch letztes Jahr am Sonntag mit einem Publikumstag.

Die 54. Berlinale war die dritte unter Dieter Kosslicks Leitung. Ein Festival was immer größer und auch unübersichtlicher wird. Ein Festival was immer beliebter wird, auch diese 54. Berlinale zeigte ihre Stellung als publikumsfreundlichstes großes Filmfestival der Welt. Das hat überbuchter Kinos, Journalisten die ihre Arbeit nicht mehr machen können, weil sie nicht die Filme sehen können, überforderte Kinomanager, und gestresstes Securitypersonal zur Folge.

Da wünscht man sich mehr Plätze, wie vor dem Arsenal. Gemütliche Sessel, Ruhe zum Reden und ein einfacher Kaffee.

Am Ende fragt man sich, warum die Gute-Laune-Geschichte "Before Sunset"so einzigartig war unter all den Filmen über die Krisen dieser Welt. Was bleibt übrig von alle dem Leid, welches wir auf der Leinwand gesehen haben?

Hervorzuheben sind die vielen beeindruckenden Dokumentarfilme sowie die umfangreiche und einmalige Retrospektive «New Hollywood 1967 - 1976», die uns noch einmal die Möglichkeit gab Filme auf der großen Leinwand zu sehen, die die meisten, wenn überhaupt, nur aus dem Fernsehen kennen.

Erwähnt sei auch das das Kinderfilmfest, mit seinem 14plus Programm, welches eine Lücke schliesst, über die so manche Eltern froh sein werden, sollten diese Filme einen Verleiher finden und in das Kino kommen.

Etwas erstaunlich war zumindest der eine deutscher Beitrag im Wettbewerb. Erwarteten doch viele einen deutsche Filme wie im Vorjahr: "Good bye, Lenin!"oder "Lichter" . So waren die deutschen Perlen in der verdienstvollen und immer übervollen Reihe "Perspektive Deutsches Kino"zu sehen. Filme wie Mitfahrer von Nicolai Albrecht, Muxmäuschenstill von Marcus Mittermeier, Der Typ von Patrick Tauss und Zwischen Nacht und Tag von Nicolai Rohde lassen einen das ewige Gerede über die Krisen der deutschen Filmbranche vergessen.

Fatih Akin bekennt sich zu Traditionen

«Traditionen sind toll, so lange sie nicht dogmatisch angewendet werden», sagte der Regisseur am Donnerstag in einem Interview auf der Berlinale. Er selbst lebe in «loyaler Opposition» zu den Traditionen der türkischen Kultur. Akins Film «Gegen die Wand», der als zweiter deutscher Beitrag im Wettbewerb der Berlinale läuft, wurde vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen.

"Gegen die Wand"sei für ihn aber keine Rückkehr zu seinen Wurzeln, sagte Akin, der in seinem ersten Film "Kurz und Schmerzlos"das Leben der zweiten Generation der türkischen Einwanderer thematisierte. «Meine Wahrnehmung ist eher, dass ich mich weiterentwickelt habe», sagte der Regisseur, der unter anderem auch für den Streifen «Solino» hinter der Kamera stand. "Ich hätte Gegen die Wandnicht machen können, wenn ich die anderen Filme nicht gemacht hätte."
Dass sein Film auf der Berlinale laufe, freue ihn sehr, sagte Akin. Ursprünglich sei Gegen die Wandfür das Panorama ausgewählt worden. Erst kurz vor Beginn der Filmfestspiele sei der Streifen doch noch in den Wettbewerb aufgenommen worden. "Ich fühle mich aber wohl in der Rolle des Außenseiters."

Frankreich und USA bei internationaler Presse vorne

Filme aus Frankreich und den USA liegen bei einer Umfrage des Berlinale-Journals unter internationalen Filmkritikern im Rennen um den Goldenen Bären ganz weit vorne. Die höchste Bewertung mit insgesamt 25 Sternen erhielt nach der am Freitag veröffentlichten Liste der französische Film Film "Confidences trop intimes" von Patrice Leconte mit Sandrine Bonnaire.

Mit 24 Punkten steht im Magazin Screender amerikanische Film "Before Sunset"von Richard Linklater mit Ethan Hawke und Julie Delpy an zweiter Stelle, einer der größten Publikumserfolge des am Sonntag zu Ende gehenden Festivals. Gefolgt wird er von "Maria, Ilena de gracia" von Joshua Marston (USA/Kolumbien), "Monster"von Patty Jenkins (USA) und "El Abrazo Partido" von Daniel Burman aus Argentinien. Im Tagesspiegelaus Berlin sind die Favoriten bei den sechs Journalisten ganz klar Monster und Before Sunset, seit gestern Ae Fond Kiss hinzugekommen.

18. "Teddy Awards" verliehen

Der französische Film "Wild Side" von Sebastien Lifshitz ist als der beste schwul-lesbische Spielfilm der diesjährigen Berlinale mit dem "Teddy Award" ausgezeichnet worden.Der Preis für den besten Kurzfilm ging an die Spanierin Maria Trenor und ihren Steifen "Con que la lavare?". Als besten Dokumentarfilm ehrte die internationale Jury "The Nomi Song" des Briten Andrew Horn. 1

1 Der "Teddy Award" ist die weltweit einzige schwul-lesbische Auszeichnung eines großen internationalen Filmfestivals. Er wird traditionell einen Tag vor den Goldenen und Silbernen Bären verliehen.
Für das kommende Jahr ist geplant, die Bilder per Satellit weltweit in ausgewählte Kinos zu über-
tragen. Vor Ort wollen dann die Goethe-Institute zusammen mit den Veranstaltern der heimischen lesbisch-schwulen Filmfestivals oder Schwulen- und Lesben-
organisationen rund um die Übertragung ein Begleitprogramm organisieren.

Für den Teddy e.V., der für die Verleihung als Träger verantwortlich zeichnet, wäre die Umsetzung dieser Idee "eine ideale Möglichkeit, den Award international bekannter zu machen und das Ereignis erstmals weltweit gemeinsam zelebrieren zu können", betont Vereinsprecherin Manuela Kay. Spätestens zum 20-jährigen Jubiläum des Awards 2007 soll der "Teddy" seine virtuelle Weltreise antreten können.

Berlin in Rom

Unter dem Titel "Berlino a Roma" wird im Auditorium - Parco della Musica vom 7. bis 9. März 2004 erstmals in Italien eine Auswahl von Filmen aus dem Programm der 54. Internationalen Filmfestspiele Berlin gezeigt. Die Veranstaltung wird von der Stadt Rom und dem Auditorium - Parco della Musica, einem der Kulturzentren der italienischen Hauptstadt, präsentiert. Dieter Kosslick freut sich sehr über diese Initiative, die es dem römischen Publikum ermöglicht, einige der wichtigsten soeben in Berlin uraufgeführten Filme des Festivals zu sehen und damit einen Eindruck von der diesjährigen Berlinale zu vermitteln.

 
13.02.
   
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