Berlin,
        Internationale Filmfestspiele Berlin ( 05. - 15.02.2004 )
  TAGESMELDUNGEN 12.02.  
       
 
05.02. 06.02. 07.02. 08.02. 09.02. 10.02. 11.02. 12.02. 13.02. 14.02. 15.02.  
 
       
12.02. Wettbewerb

"Gegen die Wand"

Das Berlinale-Publikum nahm den Film von Fatih Akin positiver auf als tags “Die Nacht singt ihre Lieder“. Auf die Frage, wie er zur Geschichte gekommen sei sagte der Hamburger Regisseur: “Der Film war lange im mir drin. Wie ein Pickel, den ich ausdrücken musste,“ "Gegen die Wand" trägt, wie schon "Kurz und schmerzlos", autobiografische Züge, denn Akin ist einmal von einer türkischen Freundin gebeten worden, sie zum Schein zu heiraten.

1 "Ich hoffe, der Film regt konservative Familien zur Diskussion an", sagte Akin. Er habe in seinem Werk jedoch nicht die ältere Generation der Türken in Deutschland denunzieren wollen, sie seien auch ein Opfer der Tradition.
Nach der Einschätzung von Fatih Akin seien die Türken in Istanbul jedoch moderner als die Türken in Deutschland. "Die da drüben sind uns vielleicht eine Spur voraus. Oder nein: einfach anders", erklärte der Hamburger Regisseur. Wichtig sei, dass ein gegenseitiges Geben und Nehmen da sei. Er selbst sei schon sehr nervös, wie seine Eltern "Gegen die Wand" beurteilten.
Fatih Akin    


Die Zuschauer spendeten jedenfalls der tragischen Liebesgeschichte viel Applaus.
Um der traditionellen Strenge ihrer Familie zu entfliehen, überredet die zwanzigjährige Sibel (Sibel Kekilli) den desillusionierten Alkoholiker Cahit (Birol Ünel) zur Scheinehe ohne gegenseitige Verpflichtungen. Doch Cahit verliebt sich in sie. Als auch Sibel ihre Liebe zu ihm entdeckt, ist es zu spät: Cahit hat einen ihrer Liebhaber im Eifersuchtswahn erschlagen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis findet Cahit Sibel in Istanbul und hofft noch immer auf eine gemeinsame Zukunft.


Sibel Kekilli eine ehemalige Verwaltungs-
fachangestellte im Heilbronner Rathaus wurde in einem Supermarkt für den Film entdeckt. Sie gibt ein eindrucksvolles Leinwanddebüt.
"Ich habe das Gefühl, dass diese Generation wieder zu ihren Wurzeln zurückgeht und türkischer wird", sagte sie. Mit dem Film wolle sie zeigen, wie es enden könne, wenn die Eltern ihre Kinder nicht unterstützten und begleiteten. Kameramann war, wie schon bei Fatih Akins SOLINO, der Schweizer Rainer Klausmann.
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    Sibel Kekilli

"Migrantenkino heißt jetzt Mittelmeerkino" Interview in Berliner Zeitung
"Welche Bedeutung hat Kino in unserer Kultur?" Interview in FAZNET


Favoriten im Wettbewerb

Einen Tag vor Verleihung des Goldenen Bären stehen heute noch drei Filme auf dem Programm. Eric Rohmer zeigt «Triple Agent», eine Spionagegeschichte aus der Zeit des Spanischen Bürgerkriegs. Der Brite Ken Loach erzählt in «Ae Fond Kiss» von der schwierigen Liebe zwischen einer Katholikin aus Glasgow und einem Sohn pakistanischer Einwanderer. "20:30:40 " von Sylvia Chang handelt von drei Frauen in Taipei.

Favoriten im offiziellen Wettbewerb sind nach wie vor zwei sehr verschiedene Filme aus den USA: Patty Jenkins´ packendes Drama «Monster» mit Charlize Theron und Richard Linklaters Romanze «Before Sunset» mit Ethan Hawke und Julie Delpy. Preiswürdig ist aber auch der dänische Frauenfilm «Forbrydelser» (In Deinen Händen) von Annette K. Olesen. Ob Akin auch "Gegen die Wand" eine Chance auf den Bären hat, bleibt abzuwarten
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Claudia Cardinale auf der Berlinale


Vor zwei Jahren wurde Cardinale auf der Berlinale mit dem Ehrenbären für ihr Lebenswerk ausgezeichnet. Seit ihrem Leinwanddebüt 1957 wirkte sie in über 100 Filmen mit. Ihre besten Rollen hatte die in Tunis geborene Cardinale in Luchino Viscontis Kultfilm «Rocco und seine Brüder» (1960) sowie in «Der Leopard» (1963). Die 65-jährige sei ohne besonderen Anlass auf Einladung von Festival-Chef Dieter Kosslick nach Berlin gereist und wird sich am Freitag Eric Rohmers Film «Triple Agent» anschauen.

Panorama

MON BAT LIU | Lost In Time

Der Unfall passiert an einem regnerischen Tag. Ah Man ist auf dem Nachhauseweg, als ein entgegenkommender Lastwagen ins Schleudern gerät und in seinen Minibus kracht. Für Ah Man kommt jede Hilfe zu spät.

1 Das passiert sehr schnörkellos, gleich am Anfang des Filmes. Wie ein Unfall und der Tod eines geliebten Menschen ein ganzes Leben verändern ist, zumindest im Film, kein neues Thema.
Kurz zuvor hat der getötete Busfahrer Siu Wai geheiratet. Ihre Familie war gegen die Hochzeit mit einem Mann, der schon einmal verheiratet war, und für dessen Sohn Lok Lok sie jetzt verantwortlich ist. Dai Fai, ein Kollege von Ah Man, kümmert sich um die junge Witwe. Wie die drei sich zusammenraufen, inklusive Happy End, hätte Hollywood auch nicht besser machen können. Wohlfühlkino vom besten...
Cecilia Cheung    


Perspektive Deutsches Kino

UNTERWEGS

In der Perspektive Deutsches Kino ist man dieses Jahr irgendwie immer auf dem Weg nach Irgendwo. So auch in dem Film "Unterwegs", dem Debütfilm von Jan Krüger, dessen Uraufführung auf dem Internationalen Filmfestival Rotterdam 2004 war.Beim 33. Filmfestival im niederländischen Rotterdam konnte sich Jan Krüger mit seinem Film einen der drei Tiger holen.

1 Sandra zeltet mit Freund Benni und Tochter Jule auf einem einsamen Campingplatz in Brandenburg. Dort freundet sich die Kleinfamilie mit Marco an. Mit seiner Spontaneität und Ungezwungenheit bringt der junge Herumtreiber frischen Wind in die Urlaubsroutine. Schließlich überredet Marco seine neuen Freunde zu einer Reise an die polnische Ostseeküste.Für Sandra heißt es jetzt, Benni oder Marco? Die Eifersucht des einen und die neuen polnischen Freunde des anderen lassen sie zweifeln.
Anabelle Lachatte    


Die Sommerferien sind zu Ende, der Film auch...und man ist erstaunt, das der geheimnissvolle Fremde Benni nur die Freundin ausgespannt hat.


Teddy Award

Der Teddy Award wird im Rahmen der diesjährigen Berlinale zum 18. Mal verliehen. Mit einem Award ausgezeichnet werden Filme mit schwulem, lesbischem und/oder transidentischem Inhalt. Michael Schmidt, zuständig für das Teddy-Marketing: "Dieser Award soll ein positives Lebensgefühl der schwul-lesbischen Gemeinschaft auf internationaler Ebene vermitteln und die filmische weltweite Aufklärungsarbeit unterstützen."

1 Das Programm moderieren die Kabarettisten Maren Kroymann und Thomas Hermanns. Die neunköpfige internationale Jury – zusammengesetzt aus Filmschaffenden und Filmfestivalmachern – vergibt drei Teddys – jeweils einen für den besten Spiel-, Kurz- und Dokumentarfilm. Daneben dürfen sich die Gewinner über ein Preisgeld in Höhe von jeweils 3000 Euro freuen. Zu dem schillernden Event im Tempodrom werden mehr als 4000 Besucher erwartet.
18. TEDDY AWARDS 54. Internationale Filmfestspiele Berlin Freitag, 13. Februar 2004 Tempodrom am Anhalter Bahnhof, Möckernstr.10

http://www.teddyaward.org/

Teddy Award live

Der schwul-lesbische Filmpreis "Teddy Award" gehört seit Jahren zum festen Bestandteil des Rahmenprogramms der Internationalen Filmfestspiele Berlin. Der RBB Brandenburg überträgt diese außergewöhnliche Veranstaltung ab 00.05 Uhr aus dem Berliner Tempodrom und berichtet anschließend ab 00.35 Uhr in seiner Sendung "Berlinale 2004" von der Verleihung der Goldenen und Silbernen Bären.

Synchronisations-Preise auf Berlinale vergeben

Der französisch-spanische Spielfilm "L'auberge espagnole - Barcelona für ein Jahr"
ist am Mittwoch mit dem Liliput-Preis für eine herausragende Synchronisation ausgezeichnet worden. Der vom Bundesverband kommunale Filmarbeit und dem Verband der deutschen Filmkritik gemeinsam vergebene Preis wurde am Rande der 54. Berlinale deFilm vor allem deshalb zuerkannt, weil der deutsche Verleih "die mutige Entscheidung getroffen"habe, «die eigentliche Filmhandlung nicht zu synchronisieren und dafür zu untertiteln". Lediglich der im Original französisch gesprochene Kommentar des jungen Ich-Erzählers wurde deutsch eingesprochen. Das macht den Preisträger zu einem Sonderfall, der gleichwohl in den deutschen Kinos mit über 200.000 Besuchern überraschend erfolgreich war. Der Liliput-Preis für die beste Untertitelung einer Originalfassung ging an den Verleih von "The Hours"
.

"Ich habe diesen Film vor allem für diejenigen gemacht,
 die nach uns kommen"


1 Der argentinische Regisseur Fernando Solanas, der auf der Berlinale für sein Lebenswerk und sein gesellschaftliches Engagement mit einem "Goldenen Ehrenbären" ausgezeichnet wurde, sagte in einem Interview mit Reuters TV:

"Nicht nur die Unfähigkeit und Bestechlichkeit unserer Regierenden ist verantwortlich für diese Krise, sondern auch die internationalen Organisationen, die Argentinien mit neoliberalen Wirtschaftsplänen zu einer finanziellen Anpassung gezwungen haben.
Fernando Solanas    

Diese Pläne haben Millionen von Argentiniern sozial entrechtet und große Wut und Verarmung ausgelöst. Wie in anderen Ländern, wo die Rezepte der internationalen Organisationen angewandt wurden, kam es so zu zahlreichen sozialen Tragödien. Ich habe diesen Film ("Memoria del Saqueo")vor allem für diejenigen gemacht, die nach uns kommen. Der Film legt Zeugnis ab über das globale System und die Globalisierung, und er ist auch ein gutes Zeugnis dafür, wie dieses System zu Grunde geht".
 
12.02.
   
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