Ein wiederkehrendes Moment auf der Leinwand ist der Tod. Dieses Jahr sind es überwiegend Verwandte, die der Sensemann holt. Das passiert oft am Anfang eines Filmes, so dass man dann lange Zeit beobachten kann, wie die Schauspieler mit dem Tod umgehen. Ein zweites Thema auf der Berlinale sind Kinder und Jugendliche. Sie sind oft furchtbaren Situationen ausgesetzt, so das man am liebsten am Ende der Vorstellung jedem Besucher einen Flyer mit den Nummern der Kindernotdienste in die Hand drücken möchte. Das die Zuschauer aber nicht abstumpfen zeigt die Reaktion auf einen Film aus Argentinien. Nach vierzig Minuten Film wird in einer Szene auf dem Lande ein Schwein geschlachtet. Dies wird sehr eindringlich gezeigt. Empörung im Dunkeln, sehr viele Zuschauer verließen verärgert den Saal. Zehn Minuten später wird ein Kind brutal geschlagen, rausgegangen ist hier keiner...

Wenn man derzeit aktuelle italienische Filme sieht, kommt man um Nanni Moretti nicht mehr herum. Entweder er steht hinter oder vor der Kamera. Da muss man schon mal was Neues wagen, damit einem die Zuschauer nicht überdrüssig werden. Die italienischen Bischöfe, haben den Köder geschluckt und laufen gegen den Film "Caos Calmo" Sturm, in dem Hauptdarsteller Nanni Moretti in einer Sexszene zu sehen ist. Als Schauspieler hat er in seiner über 30-jährigen Karriere bisher nie eine Liebesszene gedreht und schon gar nicht nackt. Der Film ist die Verfilmung des jüngsten Romans des italienischen Erfolgsautors Sandro Veronesi. Moretti hat auch das Drehbuch geschrieben.



Nanni Moretti spielt im Film die Rolle eines Vaters, der sich nach dem plötzlichen Tod seiner Frau um die kleine Tochter kümmern muss. Er isoliert sich immer mehr und verbringt die Tage auf einer Bank im Park vor der Schule seiner zehnjährigen Tochter Claudia. In den Park finden sich Verwandte, Freunde und Kollegen ein, die ihn im Park besuchen. Die Idee hätte auch Fellini gefallen. Raus aus dem Studio – auf die Straße! Welch Möglichkeiten bietet die Stadt mit all seinen kleinen Geschichten und Menschen, die sich auf dem Platz treffen. So aber kreist alles wieder um Nanni Moretti, das hat durchaus seinen Reiz aber seine zehnjährige Schauspieltochter Claudia hat recht: Papa, du warst jetzt lange genug hier!

Als sie jung waren, gingen sie zusammen auf Diebestour, um anschließend die erbeuteten Pelze an die Armen zu verteilen. Bis Muriel eines Tages einen Juwelier erschießt. Nach Jahren wird Muriels Sohn entführt – und vor ihren Augen niedergeschossen. Der Täter weiß um das zurückliegende Verbrechen. Erneut kommt das Trio zusammen. Regisseur Robert Guédiguian, der schon vor zwei Jahren mit dem Mitterand-Porträt „Le promeneur du champs de Mars“ im Wettbewerb vertreten war, präsentiert einen düsteren Film, eher ungewöhnlich für Filme aus Südfrankreich, einen Thriller als Hommage an den Film Noir.

Die Erwartungen an Madonna sind in der Regel sehr groß und meistens liegt man bei ihr falsch. Ihr Film «Filth and Wisdom» läuft außer Konkurrenz. Die meisten Journalisten freuten sich darauf den Film als Spielzeug einer reichen gelangweilten Frau abtun zu können. Am Ende kamen sie aber zu dem Ergebnis: Hätte allerdings schlimmer kommen können. Halten wir fest, der Film ist ein Debüt, er lehnt sich an den britischen Film der Achtziger Jahre an, hat durchaus Humor, und am Ende einen wunderbaren Konzertausschnitt der britischen Band Gogol Bordello, dessen Sänger Eugene Hütz auch der Hauptdarsteller ist. Madonna sollte bei ihrem nächsten Film mehr Geld für einen Dramaturgen ausgeben, nur die Zutaten in den Topf werfen, ist noch lange nicht kochen.

Der Film ist voll der Gewalt. Von Anfang an eskaliert der Streit zwischen zwei dickköpfigen Bauern, bis am Ende die Schüsse fallen. "La Rabia" von der Regisseurin Albertina Carri aus Argentinien (Weltpremiere), verstört die Zuschauer mit einem hohen Maß an Aggression und Gewalt. Aber anders als in den vielen brutalen Action, Kriegs und Katastrophenfilmen, die das Jahr über auf der Leinwand zu sehen sind, (meist von männlichen Regisseuren gedreht), ist hier die Gewalt fein eingewebt in den bäuerlichen Alltag. Das geschlachtete Schwein und der geschlagene Junge sind vor dem Hintergrund einer wunderschönen argentinischen Landschaft hart zu ertragen.

Mit mehr als 200.000 verkauften Eintrittskarten und etwa 400.000 Kinobesuche insgesamt (inklusive akkreditierter Fachbesucher) ist die Berlinale das größte Publikumsfestival der Welt. Rund 20.000 Fachbesuchern aus 120 Ländern und etwa 4.000 Journalisten aus über 100 Ländern sind bei den Filmfestspielen akkreditiert. Bei Vielen zeigen sich langsam die Ermüdungserscheinungen und so kann es einem passieren, dass die Nachbarin in der Pressevorführung immer wieder einschläft. Erst ein Schuss am Ende des Filmes weckt sie wieder auf. Hoffentlich musste sie nicht über den Film schreiben...