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BERLINALE
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mmeansmovie |
Internationales Forum des Jungen Films |
"Cineasten, die sich während
der 10tägigen Mammutveranstaltung mit der Absicht tragen, innovative
Filme zu entdecken, sind wie alle Jahre eher beim Internationalen
Forum an der richtigen Adresse." (Josef
Lederle)
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Ein umfangreiches Programm
aus 23 Ländern präsentiert neue Schwerpunkte, kaum bekannte
Filmländer und zahlreiche Debüts aus der ganzen Welt. Mit 30
Filmen besteht mehr als die Hälfte des Programms aus Weltpremieren.
Dem Berlinale-Schwerpunkt Südafrika steuert das Forum ein Programm
aus zehn Filmen junger südafrikanischer Filmemacher bei, die
unter dem gemeinsamen Titel Project 10 - Real Stories from a
Free South Africa entstanden. |
Die Werke von Regisseuren unterschiedlicher sozialer Herkunft und
Hautfarbe wagen intime Einblicke in das Leben in einem zukunftsorientierten
Land. Kompromisslos, mit offenen Augen und aus zahlreichen Perspektiven
vermitteln sie ungeschönt die Probleme und Triumphe beim Aufbruch
in die Freiheit. Noch nie hat sich das südafrikanische Filmschaffen
in solcher Bandbreite und Tiefe zugleich gezeigt. Ergänzt wird
das Programm durch die dreistündige deutsch-südafrikanische
Dokumentation Memories of Rain von Gisela Albrecht und Angela Mai,
die an den Kampf gegen die Apartheid erinnert.
Dem produktiven Filmland Indien hat sich das Forum in seiner
Geschichte immer wieder mit besonderer Aufmerksamkeit gewidmet
dem Alternative Cinema ebenso wie den Bollywood-Musicals.
Die Filme dieses Jahres zeigen, dass sich der Antagonismus von
Kunst und Kommerz allmählich auflöst. Eine neue Generation
beginnt das politisch und sozial engagierte Kino mit den Mitteln
des populären Films wiederzuentdecken. Bemerkenswert ist das
Debüt von Partho Sen Gupta Hava aney dey (Let the Wind Blow),
ein apokalyptischer Spielfilm über das trügerisch sorglose
Lebensgefühl einer verwöhnten Jugend vor dem Hintergrund
des indisch-pakistanischen Konflikts.
Der melodramatische Spielfilm Hazaaron khwaishein aisi (A Thousand
Dreams Such as These) von Sudhir Mishra arbeitet die revolutionäre
Studentenbewegung der Indira-Gandhi-Ära auf. Den gewalttätigen
Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems im Bundesstaat
Gujarat widmet sich der mit 218 Minuten längste Film des diesjährigen
Programms, die Dokumentation Final Solution von Rakesh Sharma, eine
schockierend genaue Analyse der politischen Machenschaften, die
vor zwei Jahren zu tausenden von grausamen Morden an der wehrlosen
muslimischen Dorfbevölkerung führten. Weitere Beiträge
aus Indien sind die Macbeth-Adaptation Maqbool von Vishal Bhardwaj
und das Musical Kal ho naa ho von Nikhil Advani.
Zum ersten Mal finden sich gleich drei thailändische Spielfilme
im Programm des Forums, und sie könnten unterschiedlicher kaum
sein. Das im diesjährigen Programm allgegenwärtige
Thema Terrorismus ist der Aufhänger des Spielfilms Baytong
von Nonzee Nimibutr, der melodramatischen Geschichte von einem buddhistischen
Mönch, der sich in die Freundin eines moslemischen Extremisten
verliebt. In Fan Chan (My Girl), einem Gemeinschaftsprojekt von
sechs jungen Regisseuren, das in Thailand für den Überraschungserfolg
des Jahres sorgte, geht es um Kindheitserinnerungen, eine Jugendliebe,
zwei verfeindete Frisöre und die Tücken des Langschläfertums,
während der bekannte Autorenfilmer Apichatpong Weerasethakul
mit The Adventure of Iron Pussy eine schrille Travestie-Komödie
inszenierte.
Natürlich hat neben dem europäischen Kino (mit ungewöhnlichen
neuen Filmen von Yolande Zauberman, Dominique Cabrera, Lehmuskallio/Lapsui,
Davide Ferrario und anderen) auch der deutsche Film seinen festen
Platz im Forum. Ulrike Ottingers 198minütige, in der Ukraine
entstandene Komödie Zwölf Stühle mischt boulevardeske
Elemente mit farbenprächtigen Real-Kulissen und dokumentarischen
Eindrücken. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von
Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, einer vergnüglichen Beschreibung
der turbulenten Zustände in der jungen Sowjetunion der zwanziger
Jahre. Volker Koepp beschäftigt sich in Dieses Jahr in Czernowitz,
gewissermaßen einer Fortsetzung von Herr Zwilling und Frau
Zuckermann, mit den nachfolgenden Generationen, die das Vermächtnis
dieses ehemaligen Zentrums jüdischen Lebens in alle Welt getragen
haben; zu ihnen zählt auch der Schauspieler Harvey Keitel.
Den Werken der beiden renommierten Filmemacher stehen zwei eindrucksvolle
Regiedebüts gegenüber. Minze Tummescheit reflektiert
in ihrem Dokumentarfilm über zwei russische Händlerinnen
auf dem Warschauer Jarmark Europa über die eigenen Bilder.
Till Hastreiters Spielfilm Status Yo! führt in die energetische
Berliner Hip-Hop-Szene und montiert zahlreiche Erzählstränge
aus den Clubs und Kiezen der Großstadt zu einem dichten Porträt
einer langen Nacht und des dramatischen folgenden Tages.
20. Januar 2004
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