Berlin,
        Internationale Filmfestspiele Berlin ( 05. - 15.02.2004 )
BERLINALE NEWS mmeansmovie


Internationales Forum des Jungen Films


"Cineasten, die sich während der 10tägigen Mammutveranstaltung mit der Absicht tragen, innovative Filme zu entdecken, sind wie alle Jahre eher beim Internationalen Forum an der richtigen Adresse." (Josef Lederle)

m Ein umfangreiches Programm aus 23 Ländern präsentiert neue Schwerpunkte, kaum bekannte Filmländer und zahlreiche Debüts aus der ganzen Welt. Mit 30 Filmen besteht mehr als die Hälfte des Programms aus Weltpremieren.
Dem Berlinale-Schwerpunkt Südafrika steuert das Forum ein Programm aus zehn Filmen junger südafrikanischer Filmemacher bei, die unter dem gemeinsamen Titel Project 10 - Real Stories from a Free South Africa entstanden.


Die Werke von Regisseuren unterschiedlicher sozialer Herkunft und Hautfarbe wagen intime Einblicke in das Leben in einem zukunftsorientierten Land. Kompromisslos, mit offenen Augen und aus zahlreichen Perspektiven vermitteln sie ungeschönt die Probleme und Triumphe beim Aufbruch in die Freiheit. Noch nie hat sich das südafrikanische Filmschaffen in solcher Bandbreite und Tiefe zugleich gezeigt. Ergänzt wird das Programm durch die dreistündige deutsch-südafrikanische Dokumentation Memories of Rain von Gisela Albrecht und Angela Mai, die an den Kampf gegen die Apartheid erinnert.

Dem produktiven Filmland Indien hat sich das Forum in seiner Geschichte immer wieder mit besonderer Aufmerksamkeit gewidmet – dem „Alternative Cinema“ ebenso wie den „Bollywood“-Musicals. Die Filme dieses Jahres zeigen, dass sich der Antagonismus von Kunst und Kommerz allmählich auflöst. Eine neue Generation beginnt das politisch und sozial engagierte Kino mit den Mitteln des populären Films wiederzuentdecken. Bemerkenswert ist das Debüt von Partho Sen Gupta Hava aney dey (Let the Wind Blow), ein apokalyptischer Spielfilm über das trügerisch sorglose Lebensgefühl einer verwöhnten Jugend vor dem Hintergrund des indisch-pakistanischen Konflikts.

Der melodramatische Spielfilm Hazaaron khwaishein aisi (A Thousand Dreams Such as These) von Sudhir Mishra arbeitet die revolutionäre Studentenbewegung der Indira-Gandhi-Ära auf. Den gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Hindus und Moslems im Bundesstaat Gujarat widmet sich der mit 218 Minuten längste Film des diesjährigen Programms, die Dokumentation Final Solution von Rakesh Sharma, eine schockierend genaue Analyse der politischen Machenschaften, die vor zwei Jahren zu tausenden von grausamen Morden an der wehrlosen muslimischen Dorfbevölkerung führten. Weitere Beiträge aus Indien sind die Macbeth-Adaptation Maqbool von Vishal Bhardwaj und das Musical Kal ho naa ho von Nikhil Advani.

Zum ersten Mal finden sich gleich drei thailändische Spielfilme im Programm des Forums, und sie könnten unterschiedlicher kaum sein. Das im diesjährigen Programm allgegenwärtige Thema Terrorismus ist der Aufhänger des Spielfilms Baytong von Nonzee Nimibutr, der melodramatischen Geschichte von einem buddhistischen Mönch, der sich in die Freundin eines moslemischen Extremisten verliebt. In Fan Chan (My Girl), einem Gemeinschaftsprojekt von sechs jungen Regisseuren, das in Thailand für den Überraschungserfolg des Jahres sorgte, geht es um Kindheitserinnerungen, eine Jugendliebe, zwei verfeindete Frisöre und die Tücken des Langschläfertums, während der bekannte Autorenfilmer Apichatpong Weerasethakul mit The Adventure of Iron Pussy eine schrille Travestie-Komödie inszenierte.

Natürlich hat neben dem europäischen Kino (mit ungewöhnlichen neuen Filmen von Yolande Zauberman, Dominique Cabrera, Lehmuskallio/Lapsui, Davide Ferrario und anderen) auch der deutsche Film seinen festen Platz im Forum. Ulrike Ottingers 198minütige, in der Ukraine entstandene Komödie Zwölf Stühle mischt boulevardeske Elemente mit farbenprächtigen Real-Kulissen und dokumentarischen Eindrücken. Der Film basiert auf dem gleichnamigen Roman von Ilja Ilf und Jewgeni Petrow, einer vergnüglichen Beschreibung der turbulenten Zustände in der jungen Sowjetunion der zwanziger Jahre. Volker Koepp beschäftigt sich in Dieses Jahr in Czernowitz, gewissermaßen einer Fortsetzung von Herr Zwilling und Frau Zuckermann, mit den nachfolgenden Generationen, die das Vermächtnis dieses ehemaligen Zentrums jüdischen Lebens in alle Welt getragen haben; zu ihnen zählt auch der Schauspieler Harvey Keitel.

Den Werken der beiden renommierten Filmemacher stehen zwei eindrucksvolle Regiedebüts gegenüber. Minze Tummescheit reflektiert in ihrem Dokumentarfilm über zwei russische Händlerinnen auf dem Warschauer Jarmark Europa über die eigenen Bilder. Till Hastreiters Spielfilm Status Yo! führt in die energetische Berliner Hip-Hop-Szene und montiert zahlreiche Erzählstränge aus den Clubs und Kiezen der Großstadt zu einem dichten Porträt einer langen Nacht und des dramatischen folgenden Tages.

20. Januar 2004

http://www.fdk-berlin.de/forumhome/forumindex.html

TOP
Januar 2004

Die Träumer (The Dreamers)
Der Soundtrack wurde eigens von Bernardo Bertolucci (Regie) zusammengestellt. "In den meisten meiner Filme - in den meisten Filmen überhaupt - diktiert der Film die Musik. Ich merke erst jetzt, dass einige der Szenen in The Dreamers komplett von der Musik inspiriert wurden" sagt Bernardo Bertolucci dazu. Die Träumer (The Dreamers)
 von der Redaktion ausgesuchte Konsumartikel: Soundtrack, Bücher, Video,Games.powered by Amazon
Amazon