So
                zentral die Religion in „Zwischen uns das Paradies“ auch sein
                mag, so war es doch nicht meine Absicht, einen Film über Religion
                zu drehen. Der Punkt ist vielmehr, inwieweit sich Amars religiöse
                Wandlung auf seine Beziehung zu Luna auswirkt. Obwohl Lunas Haltung
                oft sehr kritisch ist, ist damit nicht gemeint, dass ich in meinem
                Film den Islam an den Pranger stellen wollte. Ich hatte den Islam
                gewählt, weil er die organisierte Religion ist, mit der ich am
                engsten vertraut bin. Ich denke aber, „Zwischen uns das Paradies“
                hätte genausogut über ein Paar sein können, in dem ein Partner
                sich plötzlich dem ultraorthodoxen Judentum, einer fundamentalistischen
                christlichen Sekte, oder meinetwegen Hare Krischna zuwendet.
                So wie viele Männer in Bosnien-Herzegovina ist Amar ein Ex- Soldat,
                der den Boden unter den Füßen verloren hat. Er trinkt, um die
                emotionale Leere zu betäuben, die der Tod seines   | 
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            Bruders,
                der Krieg, und die Misslichkeiten des modernen Lebens in ihm
                hinterlassen haben. Er ist labil und versucht verzweifelt, in
                den neuen Umständen einen Sinn zu !nden. Er verspürt das Bedürfnis
                nach Brüderlichkeit, nach männlicher Kameradschaft, nach Schutz.
                All das !ndet er in der Religion. Andererseits sind Lunas Liebe
                zu ihm und seine Liebe zu ihr für ihn genauso wichtig. Mein Ziel
                war es, Amar und seine Wandlung zu erforschen. Bei meinen Recherchen
                fand ich heraus, dass eine Wandlung gewöhnlich dann am raschesten
                vonstatten geht, wenn die vorangegangene emotionale Leere sehr
                groß war. Amar sehnt sich nach vielem: Trost, Sinn, Erklärungen,
                Identität. Bei der Wahabiten-Gemeinde !ndet er den Frieden, den
                er gesucht hat, die Antworten, die er so verzweifelt braucht,
                und das Gefühl, ein akzeptiertes Mitglied einer Gruppe zu sein.    Jasmila
                Zbanic  |