 Es ist Sommer. Rom erstrahlt in voller Pracht: schön und verführerisch. Wie Jep Gambardellas Leben – ein purer Genuss: rauschende Feste, Gourmet-Restaurants, schöne Frauen und skurrile Menschen. Das alles scheint er in vollen Zügen zu genießen. Als erfolgreicher Journalist mit unwiderstehlichem Charme krönt er jedes Event. Doch hinter dem unverbesserlichen Verführer verbirgt sich ein desillusionierter Mensch, den die Oberflächlichkeit der opulenten römischen Gesellschaft zusehends langweilt. Der Sog des süßen Lebens ist ihm zuwider. Oft denkt er an seine literarische Arbeit, die ihm in   | 
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    seiner Jugend nicht nur großen Erfolg für seinen ersten und einzigen Roman eingebracht hat, sondern nach und nach auch den Ruf eines gescheiterten Schrifstellers. Und seit kurzem schwelgt er in Erinnerungen an seine erste große Liebe. Die Leere, die in ihm bleibt, überspielt er mit Zynismus und Gin Tonic. Er würde gerne wieder schreiben, allem einen Sinn geben. Denn mit seinem 65. Geburtstag wird ihm eines klar: alles ist vergänglich und seine Zeit wird immer weniger. Auch in der ewigen Stadt.  | 
  
  
    Ich habe schon lange über einen Film nachgedacht, der Rom zu ergründen versucht: die Widersprüchlichkeiten, die Schönheit, die Szenen, die ich dort erlebt, und die Menschen, die ich getroffen habe. Es ist eine wunderbare Stadt: anregend, aber gleichzeitig voller Gefahren. Mit Gefahren meine ich mentale Abenteuer, die nirgendwohin führen. Am Anfang handelte es sich um ein ambitioniertes Projekt ohne Grenzen. Limitationen habe ich vermieden, bis ich das Element gefunden hatte, das dieses gesamte römische Universum zum Leben erwecken konnte. Und dieses Element war die Figur von Jep Gambardella. Es machte die Filmidee möglich und weniger konfus. An dieser Stelle war mir klar, dass der Moment gekommen war, den zweifellos ambitionierten Film zu beginnen. Nach zwei wunderbaren Jahren, in denen ich zwischen Europa und den Vereinigten Staaten pendelte, um THIS MUST BE THE PLACE zu realisieren, war es mir wichtig, mich nicht mehr zu bewegen. Ich wollte meiner Bequemlichkeit nachgeben und einen Job haben, der es mir erlaubt, jeden Abend nach Hause zu gehen. Aber in Wirklichkeit war LA GRANDE BELLEZZA ein anstrengender Film, auch wenn es spannend war, ihn zu realisieren. 
         
    Ich kenne Umberto seit meiner Jugend, als ich Drehbuchautor sein wollte und er bereits ein anerkannter Filmautor war. Er hat mich eingearbeitet – wie Antonio Capuano auch. Er hat mich in eine poetische Welt eingeführt, und ich hatte dann später die Möglichkeit, meine ganz eigenen Welten zu rekonstruieren. Aber de facto haben wir eine sehr ähnliche Art, Dinge zu empfinden – und dies schon seit über 20 Jahren. Unsere Arbeitsweise ist ziemlich einfach. Sie besteht darin, dass wir uns regelmäßig unterhalten. Manchmal flüchtig, manchmal tiefgründig. Das kommt auf die Anregungen an, die das tägliche Leben für uns bereithält. Das können auch kleine Dinge sein oder einfach das unbändige Bedürfnis, dem anderen einen Witz zu erzählen, der ihn zum Lachen bringt. All das kann uns dazu bringen, uns zu schreiben, zu telefonieren oder uns zu sehen. Wenn der Prozess des Schreibens beginnt, trennen wir uns. Wie in einer langen Pingpong-Partie schicken wir uns die Drehbücher hin und her. Ich schreibe die erste Version und schicke sie ihm. Er schreibt die zweite Version. Ich die dritte. Und so weiter – bis zu den Dreharbeiten, da ein Drehbuch permanent verbessert werden kann. Das Wort „Ende“ existiert beim Schreiben nicht.            Paolo Sorrentino      |