Im März 1971 bekam Neil Sheehan, Reporter der New York Times, Zugang zu einem 7.000 Seiten starken Bericht der höchsten Geheimhaltungsstufe, randvoll mit kompromittierenden Regierungsgeheimnissen. Das Dokument wurde ursprünglich 1967 auf Weisung des damaligen Verteidigungsministers Robert McNamara erstellt und trug den prosaischen Titel: „Geschichte US-amerikanischer Entscheidungsfindungen in Vietnam, 1945–1966.“ So harmlos das klang, löste der Bericht eine Reihe von Schockwellen aus, deren Auswirkungen bis in die Gegenwart zu spüren sind. Das Dokument wurde bald weltweit als die „Pentagon-Papiere“ bekannt und deckte eine finstere Wahrheit auf: Umfassende, weitreichende Täuschungsmanöver in Bezug auf den tödlichen Krieg in Vietnam erstreckten sich über die Amtszeiten von vier Präsidenten, von Truman bis Eisenhower, Kennedy und Johnson.
Die Pentagon-Papiere zeigten, dass diese vier Präsidenten die Öffentlichkeit in Bezug auf das amerikanische Vorgehen in Vietnam immer wieder hinters Licht geführt hatten. Und während die Regierung sich angeblich um Frieden bemühte, weiteten das Militär und die CIA hinter den Kulissen die Kriegshandlungen heimlich aus.
Die Papiere erzählten eine düstere Geschichte und entielten Belege für Attentate, Missachtungen der Genfer Konvention, manipulierter Wahlen und Lügen vor dem Parlament. Das Bekanntwerden des Dokuments erwies sich als besonders brisant, weil zu diesem Zeitpunkt nach wie vor amerikanische Soldaten, viele davon Wehrpflichtige, in Lebensgefahr schwebten. Unterm Strich kostete der Krieg in Vietnam, aus dem die USA sich 1975 zurückzogen, 58.220 amerikanische Militärangehörige das Leben, insgesamt kostete er mehr als eine Million Menschenleben. Die Pentagon-Papiere deckten die Täuschungsmanöver auf, aus denen viele dieser Todesfälle resultierten.