LA
NANA ist ein sehr emotionaler Film für mich, den ich auf den
einen Satz runterbrechen kann: „Sie gehört mehr oder weniger
zur Familie“. Diese Uneindeutigkeit, darum geht es. Ich war sehr
jung, als ich das erste Mal erlebte, dass jemand in eine Familie
kommt. Mir widerstrebte jede Art von Autorität zu Hause. Unser
Hausmädchen war wie eine zweite Mutter, aber ich wollte keine
zweite Mutter. Das Hausmädchen darf rumkommandieren, sie ist
für einen verantwortlich, aber gleichzeitig ist sie nicht deine
Mutter. Deshalb bist du versucht, zu rebellieren, weil du denkst,
du kannst dich gegen sie stellen, ohne ernsthafte Konsequenzen
befürchten zu müssen. Mir steht im Film als Charakter nicht Lukas
am nächsten, sondern Camila – was etwas peinlich ist. Im Film
stellt sich Camila gegen Raquel, da es Eifersüchteleien zwischen
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beiden
gibt. Ich war nicht eifersüchtig auf unser Mädchen, aber ich
rebellierte. Ich komme aus einer großen Familie und habe viele
Geschwister. Die meisten meiner Geschwister hatten kein Autoritätsproblem
mit unserem Mädchen, für sie arbeitete sie einfach in unserem
Haushalt. Sie waren nett zu ihr und sie war nett zu ihnen, und
es gab keinen sozialen Konflikt oder so. Sie waren sich dieses
sozialen Phänomens, das da stattfand, nicht bewusst. Ich war
gegen ein Mädchen, das wie Raquel im Haushalt lebt, und ich glaube,
dass mir deshalb die Situation bewusster war, und ich wollte
wissen, was diese Person bei mir zu Hause machte. Die Raquel
im Film ist diese Art verlorener Seele aus wirtschaftlicher Not,
die sehr jung in diese bürgerliche Familie der Dritten Welt kommt. Sebastián
Silva |