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                sich um eine Selbsterkenntnis und eine zu treffende Wahl herum
                auf. Aber MADEMOISELLE CHAMBON unterscheidet sich von meinen
                vorherigen Filmen: So sehr, wie die Figuren meiner anderen Filme
                von einer großen Traurigkeit geprägt waren, so wenig ist Jean
                zu Beginn des Films unglücklich. Jean ist, wie wir alle, das
                Resultat seiner Erziehung, eines Milieus mit eigenen Regeln und
                Prinzipien. Er führt ein einfaches Leben, aber das scheint ihn
                nicht zu belasten. Natürlich spürt er die Last der alltäglichen
                Routine – wie kann man der entkommen? –, aber er ist nicht zu
                Tode gelangweilt. Da ist nur sehr viel in ihm selbst, das er
                gar nicht kennt, und das bringt eine glückliche Begegnung ans
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            Licht,
                während gleichzeitig alle seine Sicherheiten ins Wanken geraten.
                Jeans Alltag zu filmen war für mich im Vergleich zu meinen anderen
                Filmen sehr schwierig, da ich zum ersten Mal glückliche Menschen
                drehen sollte. Auf jeden Fall Menschen ohne Spannungen oder echte
                Not. Ich habe keine Angst davor, Konflikte zu filmen, da ich
                deren Mechanik beherrsche und sie ja etwas Spektakuläres haben.
                Aber etwas Harmonisches zwischen zwei Menschen zu drehen, ohne
                die Zuschauer zu langweilen und gefühlsduselig zu werden, das
                beunruhigte mich. Um das zu schaffen, musste ich einfach damit
                aufhören, Angst davor zu haben, dass etwas zu gut läuft.      Stéphane
                Brizé   |