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  Im Angesicht des Verbrechens
  Eine Fernsehserie von Dominik Graf
   
 
Wer die Zeit aufbringen konnte, hatte auf der diesjährigen Berlinale die Möglichkeit in zwei Matineen acht Stunden Krimi zu sehen. Die Produktion „Im Angesicht des Verbrechens“ hat nicht nur auf der Berlinale viel Lob erhalten. Jetzt läuft die Serie ab 27.04. auf ARTE im Fernsehen. Achtmal hat Regisseur und Autor Dominik Graf bereits den Adolf Grimme Preis gewonnen. Der 57jährige Filmemacher dreht Fernsehfilme und inszeniert gelegentlich auch für die Kinoleinwand, wie zuletzt "Der rote Kakadu" (2006).

Die Serie „Im Angesicht des Verbrechens“ spannt den Bogen vom ukrainischen Dorf bis in das glitzernde Berlin, in das Jelena und ihre Freundin Swetlana mit falschen Versprechungen gelockt werden. Sie zeigt die Lebenswelt unterschiedlicher Ethnien in der Stadt, die alle versuchen, mit ihren hergebrachten Regeln und Gesetzen in der neuen
     

Metropole Berlin zu überleben. Die Serie erzählt sowohl von brutaler regelloser Gier, als auch von der Suche nach Gerechtigkeit und Liebe in einer großen Stadt. Marek Gorsky, Sohn baltisch-jüdischer Einwanderer, ist Bereitschaftspolizist im Abschnitt 6 der Berliner Polizei. „Musar“, „Müllmann“, so nennt ihn ein Teil seiner Familie und grenzt ihn aus. Gorskys älterer Bruder Grischa lebte im Umfeld der organisierten Kriminalität in Berlin. Vor zehn Jahren wurde er auf offener Straße erschossen. Der Täter wurde nie gefasst und Gorsky hat sich entschlossen, Polizist zu werden.


     
V.l.n.r.: Anja Kirchner (Carmen Birk), Marek Gorsky (Max Riemelt), Sven Lottner (Ronald Zehrfeld) und Eva Padelski (Klara Manzel)
Swetlana (Katja Nesitowa, li.) berichtet Jelena (Alina Levshin) von der "guten" Arbeit, die auf sie in Deutschland wartet.
Andrej (Mark Ivanir) ist der Kopf der kriminellen Struktur. Bildrechte: ARD / © ARD/Julia von Vietinghoff



Ganz anders Stella, Mareks Schwester. Sie hat nach dem Tod ihres Bruders und einer tiefen seelischen Krise den russischen Geschäftsmann Mischa geheiratet. Mittlerweile lebt sie mit ihren beiden Kindern in einer Villa und gibt abends die Chefin im Restaurant „Odessa“. Sie ist zwar nicht mehr zufrieden damit, nur die Ehefrau an der Seite des reichen Russen zu spielen, aber sie weiß, was sie Mischa zu verdanken hat. „Lass endlich die Vergangenheit ruhen!“ fordert sie Marek Gorsky am zehnten Todestag ihres Bruders Grischa auf.

Anja Kirchner und Eva Padelski, Gorskys Kolleginnen im Abschnitt 6, ahnen nichts von Mareks Familien-Vergangenheit. Auch Sven Lottner, Mareks Partner und Freund, weiß nichts von dem Mord an Grischa – bis Marek Gorsky und Sven Lottner bei einem spektakulären Einsatz auf sich aufmerksam machen und vom LKA, Abteilung „Organisierte Kriminalität“, angefordert werden.


     
Im Bordell Nirvana gab es Ärger: Jelena (Alina Levshin) hat Angst.
Lottner (Ronald Zehrfeld) und Gorsky (Max Riemelt) warten an einem polnischen Bahnhof.
Lottner (Ronald Zehrfeld) quatscht die polnischen Nutten an Bildrechte: ARD / © ARD/Julia von Vietinghoff



Gorky und Lottner sollen Sokolov, offenbar eine der Spitzen der organisierten Kriminalität in Berlin, finden. Für Lottner ist dieser Auftrag die Chance, auf die er seit Jahren gewartet hat: Endlich zeigen, was sie drauf haben; endlich den Drahtziehern der Kriminalität in der Stadt in ihren großen Villen auf der Spur sein. Erst allmählich merkt Lottner, dass für seinen Partner Marek diese Ermittlung in den Strukturen der organisierten Kriminalität mehr und mehr zu einer Suche nach dem Mörder seines Bruders Grischa wird. Eine Suche, die Marek Gorsky zurückbringt in die russisch-jüdische Welt in Berlin, in der er aufgewachsen ist. Eine Suche, die ihn auch immer näher an das „Odessa“, das Restaurant seines Schwagers Mischa, führt.

Lottner und Gorsky geraten mitten in einen Machtkampf, in dem sich auf der einen Seite die kriminelle Struktur um Mischa und auf der anderen Seite die brutale Gruppe um den Gangster Andrej, die selbst den Ehrenkodex der organisierten Kriminalität mit Füßen tritt, gegenüberstehen.Schließlich werden die beiden Polizisten sogar von korrupten LKA-Beamten verraten. Marek Gorsky und Sven Lottner müssen sich ihren Weg durch die unterschiedlichen Milieus in Berlin bahnen. Ein Überlebenskampf, in dem Gorsky sich zwischen mehreren Sachen entscheiden muss: zwischen der Rache an Grischas Mörder und der Beziehung zu seiner Schwester Stella, zwischen seiner Herkunft und seinem Leben als Polizist sowie zwischen Liebe oder Misstrauen gegenüber der jungen Ukrainerin Jelena, die in einem Berliner Bordell zur Prostitution gezwungen wurde.


     
Mischa (Misel Maticevic) hat für Stella (Marie Bäumer) rote Rosen vom Himmel regnen lassen.
Sokolov (Georgii Povolotskyi, re.) erschießt Stellas Bruder.
Hollmann (Uwe Peuss) rettet die ohnmächtige Sabine Jaschke (Ulrike C. Tscharre). Bildrechte: ARD / © ARD/Julia von Vietinghoff


Im April erscheint das Buch zur Serie („Im Angesicht des Verbrechens – Die Entstehung einer deutschen Fernsehserie“, Alexander Verlag Berlin).


Sendedaten

Dienstags und samstags jeweils zwei Folgen,
vom 27. April bis zum 11. Mai 2010, ab 22.00 Uhr (10 x 50 Min.)

DOMINIK GRAF

Dominik Graf, vielfach ausgezeichneter Regisseur und Drehbuchautor, wurde 1952 als Sohn des Schauspielers Robert Graf und der Drehbuchautorin und Schauspielerin Selma Urfer in München geboren. Er studierte Filmregie an der HFF München und gilt als einer der versiertesten und vielseitigsten deutschen Regisseure. Seinen ersten Kinoerfolg hatte Graf mit „Die Katze“ (1988), in dem Götz George die Titelrolle verkörperte. Mit seinem filmischen Essay „Das Wispern im Berg der Dinge“ nahm Dominik Graf 1997 filmisch Abschied von seinem 30 Jahre zuvor verstorbenen Vater, dem Schauspieler Robert Graf. 2003 drehte er nach „Bittere Unschuld“ (1999) und „Deine besten Jahre“ (1998) mit „Kalter Frühling“ den dritten Teil seiner Fernsehfilmtrilogie.
Grafs Filme wurden vielfach ausgezeichnet. So erhielt er unter anderem mehrfach den Fernsehfilmpreis in Baden-Baden und den Adolf-Grimme-Preis, schließlich auch den Bayerischen Fernsehpreis, den Deutschen Filmpreis und den Deutschen Fernsehpreis. Einige Beispiele aus seinem preisgekrönten Werk sind: „Tiger, Löwe, Panther“ (1989), „Sperling und das Loch in der Wand“ (1996), „Denk ich an Deutschland – Das Wispern im Berg der Dinge“ (1997), „Der Felsen“ (2001), „Die Freunde der Freunde“ (2002), „Polizeiruf 110: Der scharlachrote Engel“ (2005) und „Eine Stadt wird erpresst“ (2006). 2003 wurde Graf mit dem Filmpreis der Stadt Hof und 2004 mit dem ersten Hans-Abich-Preis überhaupt ausgezeichnet – in beiden Fällen für seine „herausragende Verdienste um den Fernsehfilm“, den er in den Jahren zuvor wie kein anderer geprägt hatte. 2002 setzte sich Graf bereits mit dem nebulösen Mafiamilieu in „Hotte im Paradies“ auseinander. Die Titelrolle spielte damals Misel Maticevic, der in „Im Angesicht des Verbrechens“ den Mafiachef Mischa verkörpert. Grafs jüngste Regiearbeiten sind der Fernsehfilm „Das Gelübde“ (2007) und die Episode „Der Weg, den wir nicht zusammen gehen“ des Filmprojekts „Deutschland 09 – 13 kurze Filme zur Lage der Nation“ (2009).

ARTE zeigt eine Biographie über das Leben von Dominik Graf
Eine Dokumentation von Felix von Boehm
Deutschland 2010, ZDF/ARTE, 43. Min. Sonntag, den 25. April 2010, um 17.00 Uhr Erstausstrahlung
 
 
   
   
  MMM/April  2010  



 

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