"Die
METROPOLIS-Restaurierung und Wiederaufführung wirft das Scheinwerferlicht
auf die herausragende filmkulturelle Arbeit im Filmland Hessen,
die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung leistet dazu einen
wichtigen Beitrag. Mit Spannung erwarten wir die Premiere
in der Alten Oper Frankfurt, wenn nach 83 Jahren wieder die
Premierenfassung von Fritz Langs Film und Gottfried Huppertz’
Musik erlebbar sein werden“, sagte Stefan Grüttner, Chef
der Hessischen Staatskanzlei. Für ihn schließe sich nun ein
Kreis von der Ankunft des argentinischen Filmmaterials im
Sommer 2009 bis zur Vorstellung von Restaurierungsbeispielen
am heutigen Freitag im Deutschen Filmhaus in Wiesbaden.
"Eine
der spannendsten Geschichten des Films – die Überlieferung
von Metropolis als filmischer Torso – kommt nun zu einem
Happy End. METROPOLIS in der Fassung der Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
von 2010 ist ein neues Filmerlebnis, durch die neue Fassung
wird die Handlung des Films jetzt richtig verständlich“,
so Eberhard Junkersdorf, Kuratoriumsvorsitzender der Murnau-Stiftung.
Die weltweit beachtete Restaurierung stehe symbolisch für
die Verpflichtung, das Filmerbe zu bewahren und es für heutige
ebenso wie künftige Generationen verfügbar zu machen.
"Das Stummfilm-Erlebnis lebt von
der Musik. Von der Restaurierung bis zur festlichen Wiederaufführung
spielt die Originalmusik zu METROPOLIS eine entscheidende Rolle“,
so Nina Goslar, Filmredakteurin des europäischen Kulturkanals
ARTE, der von den METROPOLIS-Premieren in Frankfurt und Berlin
live berichtet und die Vorstellung in Berlin überträgt. Seit
Jahren gibt ARTE dem Stummfilm einen festen Programmplatz,
ZDF und ARTE beteiligen sich als Kooperationspartner bei bedeutenden
Restaurierungsprojekten wie von METROPOLIS.
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Metropolis, Dampfpfeifen
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung |
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Szene Saal des Tanzes: Die „falsche
Maria“ (Brigitte Helm) auf dem siebenköpfigen Tier
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung |
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Straßenszene Metropolis
Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung |
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Das argentinischen Material
„
Die Arbeit mit dem argentinischen Material, das Verschleiß
und Gebrauchspuren aus zahlreichen Vorführungen in sich trägt,
stellte eine große Herausforderung dar. Dabei ist es gelungen,
sich der verlorenen Uraufführungsfassung vom 10. Januar 1927
nahezu vollständig anzunähern“, berichtet Anke Wilkening, Restauratorin
der Murnau-Stiftung, die mit Martin Koerber (Deutsche Kinemathek,
Berlin) und Frank Strobel (Europäische Filmphilharmonie) bei
der Restaurierung zusammen arbeitete.
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„Die
Produktion von METROPOLIS setzte seinerzeit neue Maßstäbe,
für seine Restaurierung mussten immer wieder neue Wege
gegangen werden. So wurden bereits 2001 erstmals neuartige
digitale Verfahren eingesetzt, für die aktuelle Restaurierung
musste beispielsweise eine eigene Software geschrieben
werden“, berichtet Thomas Bakels (Alpha Omega digital,
München). Dabei galt es, die Möglichkeiten der digitalen
Bildbearbeitung ebenso wie ethische Fragen der Restaurierung
in Einklang zu bringen.
Größte Herausforderung bei der Restaurierung
stellt der problematische Zustand des gefundenen Materials
dar. Die bislang fehlenden Einstellungen und Sequenzen
sind lediglich in Form eines 16-mm- Dup-Negativ erhalten,
das in den 1970er Jahren von einer stark abgenutzten
argentinischen 35mm- Verleihkopie gezogen wurde. |
Die Erschaffung des Maschinenmenschen.
Walter Schulze-Mittendorff
(Plastiken & Robotrix) |
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Entdeckt wurde die über lange Zeit
vergessene, weltweit einzigartige METROPOLIS-Fassung von Fernando
Martín Peña und der Direktorin des Museo del Cine, Paula Félix-
Didier. Trotz modernster Restaurierungstechnik wird der Unterschied
der wieder entdeckten Teile mit einer Länge von ca. 25 Minuten
zur fotographischen Güte der Fassung von 2001 immer sichtbar
sein.
Zur Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
Seit ihrer Gründung im Jahr 1966 setzt
sich die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung für den Erhalt,
die Pflege und die Zugänglichmachung eines Großteils des deutschen
Filmerbes von herausragender kultur- und filmhistorischer Bedeutung. Ihre Bestände
reichen vom Beginn der Laufbilder bis zum Anfang der 1960er Jahre und umfassen
2000 Stummfilme, 1000 Tonfilme und rund 3000 Kurzfilme (Werbe-, Kultur-, Dokumentarfilme).
Darunter finden sich neben METROPOLIS die großen Klassiker des deutschen Kinos
wie DIE NIBELUNGEN, DAS CABINET DES DR. CALIGARI, DER BLAUE ENGEL, DIE DREI VON
DER TANKSTELLE, MÜNCHHAUSEN, GROSSE FREIHEIT NR. 7 und HELDEN, ebenso eine Vielzahl
von Filmen bedeutender Regisseure wie Friedrich Wilhelm Murnau, Fritz Lang, Ernst
Lubitsch, Detlef Sierck, Helmut Käutner und Wolfgang Staudte.
Seit April 2009 betreibt die Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung
in zentraler Lage der Landeshauptstadt Wiesbaden das Deutsche
Filmhaus, das filmkulturellen Einrichtungen, Interessenvertretungen
aus der Filmwirtschaft sowie Film- und Medienunternehmen
ein gemeinsames Domizil bietet. In dem modernen Büro- und
Veranstaltungskomplex bietet das Murnau-Filmtheater einen
öffentlichen Kinospielbetrieb, der Multi-Funktionsbereich
dient für Veranstaltungen und Ausstellungen.