MEANSMOVIE Filmmagazin aus Berlin  

MMEANSMOVIE Filmmagazin Berlin ©     6.Jahrgang Februar/07 
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"ALS DER WIND DEN SAND BERÜHRTE!"
ÜBER WASSER

 

Wasser ist der Ursprung allen Lebens und es ist der Stoff, der das Leben erhält. Der Mensch besteht zu ca. 60 Prozent aus Wasser. Eine Reduzierung dieser Menge um rund 15 Prozent führt zu Dehydrierung und zum Tod. Man kann zwar wochenlang ohne Nahrung auskommen, aber nur wenige Tage ohne Wasser. Der tägliche Wasserbedarf eines Menschen liegt zwischen drei und fünf Litern – abhängig davon wie sehr er aufgrund von Hitze oder körperlicher Aktivität schwitzt. Auch die Nahrung des Menschen braucht Wasser, um zu wachsen. Weltweit werden rund 70 Prozent des verbrauchten Süßwassers, in heißen Ländern bis zu 90 Prozent, von der Landwirtschaft in Anspruch genommen. In Deutschland übernimmt der Regen die Bewässerung, weshalb nur 3 Prozent des Wassers aus Flüssen, Seen und Grundwasser in die Landwirtschaft fließen. Die Menge des weltweit zur Verfügung stehenden Trinkwassers lässt sich nicht quantifizieren. Es ist ohnehin ungleichmäßig verteilt. Das eigentliche Problem ist in aller Regel der unbehinderte Zugang zu den vorhandenen Vorräten – insbesondere in Afrika.



Aber um sich ein Bild machen zu können, wieviel Wasser für die Selbstverständlichkeiten aber auch Notwendigkeiten unseres Lebens notwendig ist, ein paar Zahlen: ein Kilo Brot verbraucht 1000 Liter; für ein Kilo Reis wird die doppelte Menge benötigt. Ein Kilo Geflügelfleisch verbraucht 6000 Liter, denn nicht nur das Futtergetreide verbraucht Wasser, auch das Tier selbst. So werden es bei einem Kilo Rindfleisch schon 15.000 Liter. Wachsen (Futter)-Getreide und Tiere im wasserreichen Europa auf, muss der Verbraucher zumindest wegen des Wasserbedarfs kein schlechtes Gewissen haben. Doch was ist, wenn das Futtergetreide aus afrikanischen Ländern bezogen wird? Ist das nicht eigentlich eine Win- Win-Situation? Afrikanische Bauern können Getreide günstiger anbieten als Bauern der ersten Welt und sie können so dringend benötigte Erlöse erzielen, um mit ihnen ihrer Armut zu entkommen. Doch davon abgesehen, dass sie auch ihre eigene Nahrung verkaufen, beläuft sich der Wasserverbrauch für ein Rindersteak dann auf 20.000 Liter. Der persönliche Pro-Kopf-Verbrauch von Wasser beläuft sich z.Z. auf 350 Liter täglich in Nordamerika und Japan, 200 Liter in Europa und 10-20 Liter in der Sahelzone.

Wasserknappheit ist als Wort schon eine sehr genaue Beschreibung. Was es aber nicht beschreibt, sind die Ursachen dafür. In einigen Regionen fehlt Wasser komplett. Laut der Comprehensive Assessment of Water Management in Agriculture, die 2007 von den Vereinten Nationen (UN) durchgeführt wurde, gibt es aber in dem Gebiet zwischen Sahara und dem südlichen Afrika Wasser. Wenn man sorgfältig damit umgeht, sogar genügend. Was es nicht gibt, ist der uneingeschränkte Zugang dazu. Viehzüchtende Nomaden konkurrieren mit Bauern um vorhandenes Wasser. Kriege, Feindseligkeiten oder Grenzen versperren den Zugang, ohne Geld kann man keine Brunnen bauen , der Klimawandel lässt Wasserlöcher austrocknen und ohne Regen werden Reservoirs nicht wieder aufgefüllt. Oder aber das vorhandene Trinkwasser ist verschmutzt, oft mit schlimmen Konsequenzen.

Laut UN sterben jedes Jahr rund vier Millionen Menschen an den Folgen von verschmutztem Trinkwasser. Im Jahr 2000 lebten 1,2 Milliarden Menschen ohne ordentlichen Zugang zu sauberem Trinkwasser. In 80 Ländern der Welt herrscht Wasserknappheit. In der Zone unterhalb der Sahara sind 264,5 Millionen Menschen betroffen, am stärksten in Äthiopien und Mauretanien. Im Jahr 2000 wurde beim Millenniumsgipfel der UN beschlossen, bis 2015 weiteren 600 Millionen Menschen, bis 2025 allen Menschen den Zugang zu Trinkwasser zu ermöglichen. Außerdem soll die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sanitären Anlagen bis 2015 ebenfalls halbiert werden, da unhygienische Verhältnisse in Verbindung mit Wassermangel bzw. Wasser, das dadurch verschmutzt wird, die Ausbreitung von Krankheiten fördern. Das heißt, dass an jedem Tag für 280.000 Menschen Zugang zu sauberen Wasser geschaffen werden muss.

Die Weltbevölkerung wächst

Unabhängig davon wird der Bedarf an Wasser steigen. Die Weltbevölkerung wächst und möchte essen. Die UN schätzt, dass die Landwirtschaft in den kommenden 30 Jahren nochmals 14 Prozent mehr 9 Süßwasser brauchen wird. Dann würde die Menschheit ungefähr 8500 Kubikkilometer Wasser pro Jahr verbrauchen. 1980 waren es 2120 und 2000 2700. In 30 Jahren werden mindestens 40 Prozent der Weltbevölkerung in Ländern leben, in denen chronische Wasserknappheit herrschen wird. Die hygienischen Zustände in den Megacitys, die über zehn Millionen Einwohner haben und mehrheitlich in der dritten Welt liegen, werden für den Großteil der Bevölkerung aufgrund von Wasserknappheit katastrophal sein. Dabei darf man nicht vergessen, dass die Situationen in den Ländern, in denen sie jetzt schon kritisch ist, nicht besser wird, sondern sich eher dramatisch verschlimmern wird.

Auch schon deshalb wird es immer wichtiger, effizienter und sparsamer mit Wasser umzugehen und die Verschmutzung von Trinkwasser einzuschränken, da dadurch dringend benötigtes Wasser für Mensch, Tier und Landwirtschaft unbrauchbar wird. Probleme, denen sich längst nicht mehr nur Organisationen wie „Brot für die Welt“ oder „Greenpeace“ annehmen. In einem Anfang März vorgelegten Bericht warnte die Weltbank mit eindringlichen Worten vor ernsten sozialen und wirtschaftlichen Folgen eines sich verschärfenden Wassermangels im mittleren Osten und Nordafrikas. Pro Kopf werde in diesen Regionen bis 2050 höchstens noch die Hälfte der heutigen Menge an Wasser verfügbar sein. Schon heute zählen sie zu den wasserärmsten Gegenden der Erde: fünf Prozent der Weltbevölkerung stehen dort nur ein Prozent der weltweiten Wasserreserven zur Verfügung.



Durch den Klimawandel und einen falschen Umgang mit Wasser wird es wohl nicht zu verhindern sein, dass manche Weltgegenden unbewohnbar werden, weil dort überhaupt kein Wasser mehr zu finden sein wird. Länder wie Lybien und Saudi Arabien nutzen gigantische Wasservorräte unter der Wüste für den Getreideanbau. Diese Vorräte reichen noch etwa 50 bis 60 Jahre und erneuern sich nicht, was bedeutet, dass auch Brunnen versiegen, die sich aus diesen Reservoirs speisen. Aber erst das komplette Verschwinden von Wasser führt dazu, dass auch die Menschen weichen müssen. Sie ziehen weiter.

25 Millionen Menschen auf der Flucht vor Wassermangel

Die Frage ist, wohin sie ziehen. Afrikanische Flüchtlingsgruppen, die über das Meer kommend auf Lampedusa oder den Kanaren landen, haben die Flucht nach Europa auch deshalb angetreten, weil Klimawandel und Wasserknappheit ihnen ihre Lebensgrundlage entzogen haben. Dies bestätigt der zweite Teil des UN-Klimaberichts, der Anfang April vorgestellt wurde. Er geht von einem Flüchtlingsstrom aus, der im Jahre 2050 500 Millionen Menschen umfassen wird. Schon jetzt seien 25 Millionen Menschen, so das Rote Kreuz, auf der Flucht vor Klimawandel und Wassermangel. USGeneräle haben den Bericht zum Anlass genommen mit der Studie „The National Security Implications of Global Climate Change“ davor zu warnen, dass der Klimawandel in instabilen Regionen Terrorismus und Extremismus fördern könnte und Klimaflüchtlinge Spannungen an Grenzen verursachen könnten.

Der Migrationsforscher Stephen Castles vom International Migration Institute der Universität Oxford glaubt jedoch nicht, dass Migrationsbewegungen über Ländergrenzen hinweggehen, sondern sich auf die Region begrenzen. Auch ist es so, dass man nicht alle Konflikte auf das Klima schieben kann. Ganz oben stehen nach wie vor ethnische Konflikte sowie wirtschaftliches und politisches Missmanagement. Andree Böhling von Greenpeace gab jedoch zu Protokoll, dass die klimabedingte Migration aus Afrika Europa „sehr stark betreffen wird“. In einer solch angespannten Situation ist es auch nicht mehr ausgeschlossen, dass es regelmäßig kriegerische Auseinandersetzungen um Wasser geben wird. Bereits Mitte der neunziger Jahre warnte die Weltbank davor, dass die Kriege des 21. Jahrhunderts um Wasser und nicht mehr um Öl geführt würden. Kein abwegiges Szenario, auch wenn es augenblicklich noch umgekehrt ist. Aaron T. Wolf von der Oregon State University hat in den vergangenen 50 Jahren bereits 37 kriegerische Auseinandersetzungen um Wasser gezählt und Ägypten hat nach dem Frieden mit Israel erklärt, es werde keine Kriege mehr führen – außer um Wasser.

Wassermangel ist zudem ein Grund für Armut. Wenn viel Zeit und Geld aufgewandt werden muss, um Wasser heran zu holen, leidet darunter die Schulbildung der Kinder, insbesondere die der Mädchen, und es fehlt Erwachsenen Zeit, sich um andere Dinge zu kümmern. Wasserbedingte Krankheiten sind ebenfalls ein Armutsgrund, genauso wie das Fehlen einer zuverlässigen Wasserreserve.

 
Ein uneffizienter Umgang mit Wasser koste die Länder im Mittleren Osten und Nordafrika jährlich ein bis drei Prozent Wirtschaftswachstum, kritisierte die Weltbank auch in ihrem Bericht von Anfang März. Wasserknappheit ist aber nicht mehr allein ein Thema der armen Länder. Im Südwesten der USA wird Wasserraubbau im Einzugsgebiet des Colorado-Flusses betrieben, mit nicht absehbaren irreparablen Schäden für die Umwelt und das komplette Wassersystem für mehrere Bundesstaaten. Aber auch in Deutschland ist Wasserknappheit ein Thema – zumindest in der Landwirtschaft.


Im April 2007 gingen nur fünf Prozent der üblichen Regenmenge nieder. Die Waldbrandgefahr lag zu dieser Jahreszeit landesweit im oberen Bereich. Am trockensten ist Brandenburg, das langsam versteppt und so zur Sahelzone Deutschlands werden kann. Die Ursachen sind nicht nur ausbleibender Regen und sandiger Boden, in dem das Wasser sofort versickert, sondern auch zunehmende Temperaturen sowie der Wasserbedarf Berlins und des Spreewalds.
 
  LINKS

www.unwater.org
www.worldwaterday.org
www.brot-fuer-die-welt.de

   Als der Wind den Sand berührte   (Si le vent soulève le sable)
 
Land/Jahr: BEL/F 2006
Regie: Marion Hänsel
Darsteller: Isaka Sawadogo, Carole Karemera, Asma Nouman Aden
Drehbuch: Marion Hänsel
96 Min. FSK:  12
INHALT:

Die Wüste wächst, die endlose Dürre lässt die Brunnen austrocknen. Ihrem Instinkt folgend, ziehen die meisten Bewohner eines afrikanischen Dorfs nach Süden. Nur Dorflehrer Rahne hält das für falsch und geht mit seiner Familie und seinem Vieh nach Osten. Doch ihr Marsch führt sie unter brennender Sonne direkt in Feindesland.

Die große europäische Filmemacherin Marion Hänsel schuf mit „Sounds of Sand“ nicht nur einen Film über Auswanderung, Überleben und Hoffnung. Es ist auch eine Parabel über das Leben in Afrika und wie Menschen unter unmenschlichen Bedingungen zu ihrer Stärke finden.
PREISE: San Sebastián International Film Festival 2006 C.I.C.A.E. Award - Special Mention
LINKS:

http://www.soundsofsand.be/
http://www.alsderwind.kinowelt.de/
http://www.moviemaze.de/media/trailer/3341/als-der-wind-den-sand-beruehrte.html

     
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