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72. Internationale Filmfestspiele Berlin - MMEANSMOVIE Berlinale Blog - A . Schäfer   



 

     
     
       
      72. Berlinale  
      Berlinale Blog   2022  
      Berlinale Bären 2022  
       
       


 
Das Experiment
  09.02.22  
Ein Präsenz-Filmfestival soll es diese Jahr sein. Jawohl bitte sagt einem die innere Stimme. Bitte wieder Filme schauen mit Menschen. Bei einem Filmfestival geht es um das kollektive Erleben von Filmen auf der großen Leinwand und das am besten in meinem vollen Saal. 2020, im ersten Jahr der Pandemie ist die Berlinale ganz haarscharf an einem Abruch des Festivals herumgekommen.
Letztes Jahr dann ein furchtbares Streaming Erlebnis für die Branche im Frühjahr und ein wunderbares Freiluftkinogefühl für das Berlinale Publikum im Sommer. Der Traum einer Berlinale im Sommer ist schön, die Realität sich im Februarnieselregen seinen Ausweis abzuholen ist eher ernüchternd. Eine Präsenzveranstaltung auf dem Höhepunkt der Welle dagegen bleibt bei allen Sicherheitsvorkehrungen ein Experiment. Ein Hygienekonzept soll der Durchseuchung des Publikums vorbeugen. Den Zutritt zu den Kinosälen gibt es nur für Geboosterte und doppelt Geimpfte mit tagesaktuellem Corona-Test. Nur die Hälfte der Sitze wird besetzt werden.

Wie sich das anfühlen wird, ist abzuwarten. Normalität ist das jedenfalls noch lange nicht, eher ein Experiment auf das ich mit sehr gegensätzlichen Gefühlen blicke. Morgen wird der Auftakt des Festivals "Die bitteren Tränen der Petra von Kant" sein. Fassbinder und die Berlinale, welch eine Geschichte könnte das sein. Erst mit seinem vorletzten Film, Die Sehnsucht der Veronika Voss, gewann er den Goldenen Bären der Berlinale.

»Für den diesjährigen Auftakt haben wir einen Film gesucht, der Leichtigkeit und Schwung in unseren trüben Alltag bringen kann«, so der künstlerische Direktor Carlo Chatrian. Lassen wir uns überraschen.
 
 
 






Peter von Kant Land: FRA 2021 Regie: François Ozon : Denis Ménochet, Isabelle Adjani Sektion: Wettbewerb 2022© C. Bethuel / FOZ
 
Armes kleines Peterle
  10.02.22  
Im Auftakt der diesjährigen Berlinale spielen Denis Ménochet, Isabelle Adjani und Hanna Schygulla unter der Regie des französischen Regisseurs François Ozon in einer freien Interpretation des Werks des deutschen Regisseurs Rainer Werner Fassbinder. Das Original von Fassbinder erzählte in «Die bitteren Tränen der Petra von Kant» (1972) von einer Modeschöpferin, die ihre Sekretärin abschätzig behandelt und sich in ein weibliches Model verliebt. Auch in diesem Film spielte Hanna Schygulla bereits mit. Mit dem Film nimmt Ozon bereits zum sechsten Mal am Berlinale-Wettbewerb teil.

In seiner Adaption des Fassbinder Filmes lebt der erfolgreiche Filmregisseur Peter von Kant mit seinem devoten Assistenten Karl zusammen. Über Sidonie, eine hoch angesehene Schauspielerin, die viele Jahre lang seine Muse war, lernt Peter Amir kennen und verliebt sich auf der Stelle in den jungen Mann. . Er bietet Amir an, die Wohnung mit ihm zu teilen, und will ihm zum Durchbruch beim Film verhelfen. Amir verlässt Peter nachdem er durch seine Rolle im Film berühmt geworden ist. Peter von Kant zerstört in einer Art von Force Majeure erst seine Wohnung (stylische 70ger Jahre Enterieur) und dann alle Beziehungen. ("Jeder tötet, was er liebt - der Tapfere mit dem Schwert, der Feigling mit einem Kuss." / The Ballad of Reading Gaol von Oscar Wilde.)


"Ich glaub', der Mensch ist so gemacht, dass er den anderen Menschen braucht. Doch hat er nicht gelernt, wie man zusammen ist."

Mit »Die bitteren Tränen der Petra von Kant« hatte sich Fassbinder in einer fremden Rolle selbst porträtiert. Hanna Schygulla war bei Fassbinder Karin, die Person des Verlangens. 50 Jahre später ist sie in Ozons Film die Mutter des Regisseurs Peter von Kant. Der ist wiederum, na klar, Rainer Werner Fassbinder. Der terrorisiert, Jahrzehnte vor #MeToo alles was sich nicht schnell genug aus seiner volltrunkenen Schusslinie bringt und langweilt zunehmend mit Selbstmitleid ohne Ende. Fassbinder mag für seine Mitmenschen ein Vampir gewesen sein, dessen Missbrauch und Manipulation im Schatten seines Genies verblasst. Für eine schonungslose Satire ist der Film von François Ozon dann aber doch eine Spur zu formal und freundlich. Großartig die Leistung von Denis Ménochet, der seine Rolle, die unverkennbar Züge des 1982 verstorbenen Rainer Werner Fassbinder trägt, im wahrsten Sinne erbeben lässt.
 
 
Peter von Kant
von François Ozon
mit Denis Ménochet, Isabelle Adjani,
Khalil Gharbia, Hanna Schygulla, Stéfan Crépon

https://www.berlinale.de/de/programm/
F 2021 84 min. Drama

https://www.youtube.com/Trailer
Pressespiegel
"Gefangen im Melodram"  von Barbara Schweizerhof  taz
"So schwer ist das neue Leicht der Berlinale"  Von Elmar Krekeler  Welt
"Zwei Diven sind besser als eine"  Von Daniel Kothenschulte  Frankfurter Rundschau
"Liebe ohne Fortpflanzung"  Von Sonja Zekri Süddeutsche Zeitung
"Augen auf und durch!"  Von Carolin Ströbele  Zeit
"Ich wollte den hollywoodesken Fassbinder"  Interview: Katja Nicodemus Zeit
"Der ultimative Fassbinder-Tribut" Von Christoph Petersen  filmstarts
"Fassbinder in Watte gehüllt"  von Frédéric Jaeger  critic.de
"A Diverting But Disposable Work of Fassbinder Fanfic From François Ozon"  By Jessica Kiang  variety
"François Ozon’s gender-swap"  By Jonathan Romney screendaily
"Original trifft Kopie"  Von Gunnar Decker  nd
"Große Gefühle, stilbewusste Regie" Von Fabian Wallmeier rbb 24










La ligne | The Line | Die Linie Land: CHE, FRA, BEL 2022 Regie: Ursula MeierSektion: Wettbewerb 2022 Datei: 202208215_1 © 2022 BANDITA FILMS
 
Blue Thin Line
  11.02.22  
Ein Streit zwischen der 35-jährige Margaret (Stéphanie Blanchoud) und ihrer 55-jährige Mutter Christina (Valeria Bruni Tedeschi) eskaliert und gerät total außer Kontrolle. Margaret wird von der Polizei verhaftet und es wird entschieden, dass sie sich für drei Monate dem Haus ihrer Familie nicht mehr als 100 Meter nähern darf.

Ein Streit zwischen der 35-jährige Margaret (Stéphanie Blanchoud) und ihrer 55-jährige Mutter Christina (Valeria Bruni Tedeschi) eskaliert und gerät total außer Kontrolle. Margaret wird von der Polizei verhaftet und es wird entschieden, dass sie sich für drei Monate dem Haus ihrer Familie nicht mehr als 100 Meter nähern darf. 2012 lief der Film Winterdieb von Ursula Meier auf der 62. Berlinale. Er wurde mit dem Sonderpreis Silberner Bär ausgezeichnet. Der Film erzählt die Geschichte von Simon, der in einem Skigebiet Touristen bestiehlt, um den Lebensunterhalt für sich und seine ältere Schwester zu verdienen. Die ältere Schwester wurde von Léa Seydoux gespielt.

In ihrem neuen Film sind die Berge im Hintergrund immer präsent, der größte Teil der Geschichte spielt aber auf einem kleinen Hügel, mit Abstand von 100 Metern zu dem Haus der Mutter. Die Rolle der Mutter wird von Valeria Bruni Tedeschi in karikaturhafter Weise gespielt. Das sorgt zwar im Laufe des Films immer wieder für Erheiterung, ist aber auch ein Fremdkörper in der ansonsten eher sehr realistisch verfilmten Geschichte. Die regelrechte Explosion am Anfang von La ligne ist mitreisend. Jedoch unterläuft Ursula Meier die Erwartungen der Zuschauenden mit schönen Aufnahmen einer Schweizer Landschaft und eher komödiantischen Ansätzen in der Verarbeitung der ersten Minuten.
 
 
La Ligne
von Ursula Meier
mit: Stéphanie Blanchoud, Valeria Bruni Tedeschi, Elli Spagnolo, Dali Benssalah, India Hair

https://www.berlinale.de/de/programm/
CH/F/2021 101 min. Drama

https://www.youtube.com/Trailer
Pressespiegel
"Hart im Nehmen wie eine Preisboxerin"  von Andreas Busche  Tagesspiegel
"Kühl konstruiert"  von Eberhard von Elterlein  Berliner Morgenpost
"Wenn zwischen Mutter und Tochter die Fetzen fliegen" Von Jakob Bauer  rbb24
"Bruising family drama with likeable outcome"  By Peter Bradshaw  The Guardian





Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush | Rabiye Kurnaz vs. George W. Bush Land: DEU, FRA 2022 Regie: Andreas Dresen Alexander Scheer, Meltem Kaptan Sektion: Wettbewerb 2022 © Andreas Hoefer / Pandora Film
 
Anne cesaretini kaybetmez!
  12.02.22  
Murat ist wie vom Erdboden verschwunden. Er ist inhaftiert im US-Gefangenenlager Guantanamo. Rabiye Kurnaz, Bremer Hausfrau und liebende Mutter, versteht die Welt nicht mehr. Sie geht zur Polizei, informiert Behörden und verzweifelt. Bis sie Bernhard Docke findet. Der zurückhaltende, besonnene Menschenrechtsanwalt und die temperamentvolle Mutter kämpfen zusammen für die Freilassung von Murat. Sie zieht mit Bernhard bis vor den Supreme Court nach Washington, um gegen George W. Bush zu klagen.

Es ist die siebte Zusammenarbeit Drehbuchautorin Laila Stieler und Andreas Dresen. Obwohl es sich vom Inhalt anbieten würde ein klassisches Gerichtsdrama zu konstruieren, entscheiden sie sich die Mutter Rabiye Kurnaz (Meltem Kaptan) in den Mittelpunkt der Geschichte zu stellen. Durch die Perspektive der Mutter ist es für die Dramaturgie des Filmes leichter Emotionen spürbar auf die Leinwand zu bekommen. Motor und Herz der Geschichte ist Rabiye. Erzählt wird klassisch episodisch und zum Ende entwickelt der Film durchaus einen Sog, an dem man sich ein frohes Ende wünscht. Denn auch wenn sich am Ende alle in den Armen liegen, eine Entschädigung hat Murat Kurnaz für seine illegale Haft bis heute nicht erhalten. Ein wichtiger politischer Film, aber auch eine Homage an Anne, die bis zuletzt gekämpft hat.

Pandora Film wird den Film am 28.04. 2022 in die Kinos bringen
 
 
RABIYE KURNAZ GEGEN GEORGE W. BUSH
von Andreas Dresen
Drehbuch Laila Stieler
mit: Meltem Kaptan, Alexander Scheer,
Charly Hübner, Nazmi Kirik, Sevda Polat

https://www.berlinale.de/de/programm/
D/F 2022 119 min. Komödie Drama

https://www.youtube.com/Trailer
Pressespiegel
"Auf dem Weg nach Washington"  Von Sonja Zekri  Südeutsche Zeitung
"Plötzlich steht das Wort Guantanamo im Raum"  von Anke Leweke  Zeit
"Wie man die Mutter von Murat Kurnaz spielt"  Interview Hanns-Georg Rodek Welt
"Nur ein Ziel vor Augen: den Sohn freizukämpfen"  Von Anna Wollner  rbb24
"Konstruktiver Zorn" Von Michael Meyns filmstarts
"Klassischer Kampf David gegen Goliath"  von Anna Wollner  ndr
"Dieser Fall hat mich verändert" Interview von Antje Lang-Lendorff  taz
"Bremer Film auf der Berlinale"  von Alexander Schnackenburg   butenunbinnen.de/






Yin Ru Chen Yan | Return to Dust Land: CHN 2022 Regie: Li Ruijun Hai Qing, Wu Renlin Sektion: Wettbewerb 2022 © Hucheng No.7 Films Ltd
 
Jenseits von jeder Farmidylle
  13.02.22  
Der schweigsame Bauer Ma ist das letzte unverheiratete Mitglied seiner Familie. Daher wird mit ihm und Guiying eine Ehe arrangiert. Sie ist behindert und unfruchtbar und über das im ländlichen China übliche Heiratsalter weit hinaus. Es treffen zwei Fremde aufeinander, die Ausgrenzung und Demütigungen gewohnt sind. Die Heirat könnte alles nur noch verschlimmern, doch für Ma und Guiying wird sie zur Chance und ihr Leben verändern, um am Ende vielleicht doch so Etwas Ähnliches wie Glück zu finden. Wie sich aus der arrangierten Ehe eine echten Partnerschaft entwickelt, dafür nimmt sich der Film viel Zeit. Im Wechsel der Jahreszeiten kommen sich die beiden näher. Da er eine seltene Blutgruppe besitzt, wird Ma um schwächende Spenden gebeten, um die medizinische Behandlung des Geschäftsmanns zu unterstützen, der die örtliche Landwirtschaft stützt.

Die Bilder zeigen oft die Weite der Landschaft und im Gegensatz dazu das hart arbeitende Paar. Es scheint oft, als wenn die Geschichte am Anfang des letzten Jahrhunderts spielen würde, wenn nicht ab und zu ein BMW durch die Landschaft fährt, welche in Gaotai angesiedelt ist, dem nördlichen Geburtsort des Autors und Regisseurs Li Ruijun, an der Grenze zur Inneren Mongolei. Das harte entbehrungsreiche Leben, das hier dargestellt wird, steht in starkem Kontrast zu der boomenden Bauwirtschaft.
Es ist möglich den Film als Kritik am Ausverkauf bäuerlicher gewachsenen Strukturen zu verstehen, man kann sich aber auch ganz auf die Geschochte von Ma und Guiying konzentrieren. Mit einer wunderbaren Kameraführung und dem Blick fürs Detail entsteht ein facettenreiches Portrait eines Paares, welches wie auf einem eigenen Planeten ihr eigenes Leben führt, um am Ende diesen gemeinsamen Ort zu verlieren.
 
 
Yin Ru Chen Yan / Return to Dust / 隐入尘烟
von Li Ruijun
Drehbuch Laila Stieler
mit: Wu Renlin, Hai Qing

https://www.berlinale.de/de/programm/
VR China 2022 Drama 131 min.

https://www.youtube.com/Trailer
Pressespiegel
"Das Glück der selbstbestimmten Zweisamkeit"  Von Fabian Wallmeier rbb24
"Der harte Kampf um ein kleines bisschen Glück" Von Michael Meyns  filmstarts
"Li Ruijun’s portrait of provincial China is his most moving yet"  by John Berra  screendaily
"Der gute Mensch von Gansu"  von Martin Gobbin  critic.de
"Sich sein Blut bezahlen lassen"  von Fabian Tietke taz
"A Compassionate but Cautious Chinese Drama of Rural Lives Ennobled by Sacrifice"  By Jessica Kiang  variety
"Ein Karton voller Löcher" von Verena Schmöller  kino:zeit





À propos de Joan | About Joan Land: FRA, DEU, IRL 2021 Regie: Laurent Larivière: Isabelle Huppert Sektion: Berlinale Special 2022 © 247films
 
Erste Ehrungen und Preisverleihungen
  14.02.22  
Am Montag, wurden im Berlinale Palast die European Shooting Stars 2022 präsentiert: Gracija Filipović (Kroatien), Marie Reuther (Dänemark), Anamaria Vartolomei (Frankreich), Emilio Sakraya (Deutschland), Clare Dunne (Irland), Hanna van Vliet (Niederlande), João Nunes Monteiro (Portugal), Timon Sturbej (Slowenien), Evin Ahmad (Schweden) und Souheila Yacoub (Schweiz). Im Anschluss ist die Weltpremiere des Wettbewerbsbeitrags Ein Jahr, eine Nacht von Isaki Lacuesta zu sehen gewesen.

Am Dienstag sollte die französische Film- und Theaterschauspielerin Isabelle Huppert den Goldenen Ehrenbären für ihr Lebenswerk bekommen. Leider wurde Isabelle Huppert positiv auf COVID-19 getestet und kann deshalb nicht an den Internationalen Filmfestspielen Berlin teilnehmen.

“Angesichts dessen, dass Isabelle Huppert sich trotz Infektion wohl fühlt und das Festival nach Kräften unterstützen möchte, haben wir uns entschlossen, die Preisverleihung durchzuführen. Da sie nicht kommen kann, senden wir unsere Liebe und Bewunderung in ihr Pariser Zuhause. Wir freuen uns darauf, sie ein andermal persönlich in Berlin begrüßen zu dürfen“, sagt das Leitungsduo der Berlinale, Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian.

Die Verleihung des Goldenen Ehrenbären findet wie geplant am 15. Februar 2022 im Berlinale Palast statt. Isabelle Huppert wird live aus Paris dazu geschaltet, um der Zeremonie beizuwohnen und zum Publikum zu sprechen.  

Im Anschluss wird der Film À propos de Joan (Regie: Laurent Larivière), in dem sie die Hauptrolle spielt, als Berlinale Special Gala gezeigt.
In dem Film trifft die Pariser Verlegerin Joan Verra (Isabelle Huppert) nach Jahrzehnten ihre erste große Liebe wieder. Aufgewühlt verlässt sie Paris und zieht sich in ihr Landhaus zurück. Dort beginnt sie, ihr Leben Revue passieren zu lassen. Joan’s Erinnerungen verdichten sich mehr und mehr zu einer emotionalen Reise, bei der Wunsch und Wirklichkeit verschwimmen. Doch sie ist nicht allein: Es begleiten sie der exzentrische Schriftsteller Tim Ardenne (Lars Eidinger), der als einzige Konstante fest an ihrer Seite zu stehen scheint, und ihr Sohn Nathan (Swann Arlaud), den sie allein großzog.

Camino Filmverleih wird A PROPOS DE JOAN (OT) unter dem deutschen Titel „DIE ZEIT, DIE WIR TEILEN im Sommer 2022 in die Kinos bringen.
 






Terra que marca | Striking Land Land: PRT 2022 Regie: Raul Domingues Sektion: Forum 2022 © Oublaum Filmes
 
Kunst und nicht nur
Kapitalvermehrung
  15.02.22  
Seit Tagen geht mir die Melodie von R.E.M., Losing my Religion nicht mehr aus dem Kopf. Sie ist aus dem Film Sonne von der Regisseurin Kurdwin Ayub CV. Sie ist im Irak geborn und lebt und arbeitet in Wien. Ihr film handelt von drei Wiener Teenagerinnen die den Song von R.E.M. singen und ein You Tube Video davon machen. Es wird viel getrunken, abgehangen mit den Handys gefilmt. Alles das was Menschen in diesem Alter halt machen. Es ist ein dokumentarisch gehaltenes Generationenportrait im Stile von Larry Clarks Kids aus dem Jahre 1995.

Irgendwo viel der Satz:“ Es ist leichter am Potsdamer Platz einen Schnelltest zu bekommen, als einen Kaffee. Das stimmt, aber das gilt auch für saubere Toiletten (das Cinnemaxx ist unerträglich in Umgang mit seinen Toiletten) für einen Sitzplatz im Freien und etwas zu Essen (drei Streetfoodwagen für alle, echt mal...) Dem ganzen scheint eine eher puristische Auffassung von Kino zugrunde liegen, die nach der Reinheit der geistigen Schöpfung strebt und alles ablenkende ablehnt. Die Sitzverteilung an Akkredetierte, die ein Computerprogramm übernimmt, verstärkt den Eindruck. Es ist schon ein Zufall jemand zu treffen, den man kennt. Aber es kommt durchaus vor, was einen um so glücklicher macht.

Eine puristische Auffassung in reinster Form ist in dem Dokumentarfilm Terra que marca von von Raul Domingues zu entdecken. Der Film ist im portugiesischen Hinterland gedreht worden. Menschen kommen zwar vor, aber sie sind nur ein Faktor neben anderen. Schwielige Hände säen, jäten, mauern und harken, gebückte Rücken pflücken. Ich sitze da und beobachte die leicht unscharfe Projektion und auf einmal kommt mir wieder dieser Song in den Kopf.
 




Kinobeschäftigte demonstrieren
für bessere Arbeitsbedingungen
  15.02.22  
Eine Delegation von Beschäftigten aller großen Berliner Kinos demonstriert am Dienstag im Rahmen der Berlinale für gerechte Löhne und gute Tarifverträge in deutschen Kinos. Zu der coronagerechten Aktion am Potsdamer Platz hat die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) aufgerufen. Hintergrund der Proteste sind die bundesweiten Tarifverhandlungen mit den Kinoketten-Betreibern.
„Der Stundenlohn in deutschen Kinos reicht nicht einmal aus, sich ein Berlinale-Ticket zu kaufen,“ kritisiert die ver.di-Tarifsekretärin Martha Richards. „Den Servicekräften in den Filmtheatern fällt es zunehmend schwer, den eigenen Lebensunterhalt zu finanzieren.“ Die Einstiegsgehälter der Beschäftigten bewegten sich überwiegend auf dem Niveau des zurzeit geltenden Mindestlohns. Das sei gemessen an den Anforderungen und den Leistungen untragbar und würde die Beschäftigten nach jahrzehntelanger Arbeit in die Altersarmut treiben. „Faire Löhne in den Lichtspielhäusern dürfen sich nicht am Mindestlohn orientieren.

Mit Stundenlöhnen von 9,82 bis 10,50 Euro bereichern sich Kinokonzerne wie Cinemaxx, CineStar, UCI und andere auf Kosten der Beschäftigten. Die haben aber ein Anrecht, von ihrem Fulltime-Job auch leben zu können“, erklärte Richards. ver.di fordert in den laufenden Tarifrunden 12,50 Euro Einstiegslohn pro Stunde.
 



Leonora addio Land: ITA 2021 Regie: Paolo TavianiFabrizio Ferracane Sektion: Wettbewerb 2022 © Umberto Montiroli
 
Mit der Urne unterwegs
  16.02.22  
Gestern sah ich zwei Filme, die dem Prinzip der Platzvergabe im Kinosaal folgten. Als einziges Kritierium galt, zwei Filme, die zeitlich und örtlich nebeneinanderliegen. Ohne es beabsichtigt zu haben, gingen die Filme eine Beziehung zueinander ein, denn in beiden Filmen spielte jedes mal die Asche eines Verstorbenen eine Rolle.

Der Regisseur Paolo Taviani hat vor zehn Jahren mit seinem Bruder Vittorio den Goldenen Bären gewonnen. Inzwischen 90 Jahre alt, widmet er seinen neuen Film seinem 2018 verstorbenen Bruder. Der Film, Leonora addio, blieb mir in seinen im ersten Teil, mit seinen vielen Andeutungen Zitaten und Symbolen, eher fremd. Vordergründig handelt der Film von der Umbettung der Asche Pirandellos zehn Jahre nach dessen Tod aus Rom nach Sizilien. Der zweite Teil, ist schon durch den Wechsel von Schwarz Weiß zu Farbe ein harter Schnitt. Es ist eine Adaption von Pirandellos Novelle „Der Nagel“ aus dessen Todesjahr und handelt von einem jungen Italiener in Brooklyn, der ein Mädchen mit einem Nagel tötet. Von einen paar wenigen Momenten absurden Humors mal abgesehen fühlt sich dieser Film an wie ein langer Abschied. Mir Applaus am Ende.

Im darauf folgenden Film, Fogaréu von der Regisseurin Flávia Neves, kehrt eine Frau nach Jahren in ihre Heimat in Brasilien zurück, um dort die Asche ihrer Mutter zu verstreuen. Ihr Erscheinen und ihre Suche nach der Wahrheit über ihre Wurzeln bringen die Fassade ihrer bürgerlichen Familie ins Wanken. Für ihren Onkel, einen Großgrundbesitzer und konservativen Bürgermeister der Provinzgemeinde, der für seine Wiederwahl kämpft, werden Fernandas Nachforschungen und Anschuldigungen zusehends eine Bedrohung. Sie entdeckt dass viele zur Adoption freigegebene Kinder mit neurologischen Unterschieden von wohlhabenden Familien aufgenommen wurden, um als Hausangestellte eingesetzt zu werden. Der Film ist eine Mischung aus Folklore- und Fantasy-Elementen gewürzt mit einer Prise Sozialkritik.
 
Pressespiegel
"Wenn eine Urne auf Reisen geht" von Kerstin Decker Tagesspiegel
"Ein Toter sucht einen richtigen Platz"  von Eberhard von Elterlein   Berliner Morgenpost
"Odyssee eines Toten" Von Janick Noltin  filmstarts
"Directing Alone, Paolo Taviani Sketches a Slight Farewell to His Late Brother"  by Peter Debruge  variety
"Der mindestens dreifache Abschied" Von Fabian Wallmeier  rbb24




Preise
  16.02.22  
Die Gläsernen Bären und die Preise der Jurys von Generation Kplus und 14plus stehen fest  

Die Preisträger*innen von Generation sind entschieden. Zwei Internationale Jurys sowie die Kinder- und die Jugendjury haben 17 Auszeichnungen in den beiden Wettbewerben von Generation Kplus und Generation 14plus vergeben. Die Preise der Internationalen Jurys werden erneut vom Deutschen Kinderhilfswerk und der Bundeszentrale für politische Bildung gestiftet. Die preisgekürten Filme werden am Sonntag im Haus der Kulturen der Welt präsentiert. Weitere Informationen



Der Gläserner Bär für den Besten Film geht an: Comedy Queen von Sanna Lenken, Schweden

Die Jury meinte dazu: Eine tolle Protagonistin, megastark und gleichzeitig verletzlich, hat uns ihre bittersüße Geschichte um Verlust, Trauer, Wut und Heilung fesselnd erzählt. Dieser Film war eine Achterbahn der Gefühle: mal todtraurig, mal witzig, mal peinlich. Die Musik hat immer gut gepasst. Die Kamera war mal stabil, mal shaky. Das war super.
Inhalt: Weinen will Sasha nicht. Sie ist wütend. Wütend auf ihre Mutter, die sich das Leben genommen hat. Um nicht so zu werden wie sie, stellt die 13-Jährige eine Überlebensliste auf. Erstens: die langen Haare abschneiden, zweitens: keine Bücher mehr lesen, drittens: sich niemals um ein lebendiges Wesen kümmern und viertens: eine Comedy Queen werden, um den Vater wieder zum Lachen zu bringen. Auf dem Weg dorthin kann Sasha auf die Unterstützung von Freund*innen und Familie zählen, auch wenn diese manchmal ratlos zurückbleiben. Unter anderem, wenn Sasha einen ihrer schlechten Witze zum Besten gibt. Sanna Lenken beweist erneut ein sensibles Gespür für das Gefühlsleben ihrer Protagonistin und zeigt, wie Trauer und Wut sich durch echten Humor verwandeln lassen. Und durch einem alt bekannten Ohrwurm

Comedy Queen Sigrid Johnson Section: Generation 2022 © Johan Paulin


Comedy Queen
von Sanna Lenken
Drehbuch Linn Gottfridsson
mit: Sigrid Johnson, Ellen Taure, Oscar Töringe, Iggy Malmborg, Adam Daho

https://www.berlinale.de/de/programm/
S 2022 Drama 93 min.

https://www.youtube.com/Trailer
 
  Alle Preise - der offiziellen und der unabhängigen Jurys -
der 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin:

https://www.berlinale.de/de/festival/preise-und-jurys/alle-preise-und-jurys.html



 
Berlinale zieht Bilanz
     
Am Sonntag, dem 20. Februar gingen die 72. Internationalen Filmfestspiele Berlin mit zahlreichen Publikumsvorstellungen zu Ende. Am letzten Festivaltag verabschiedete das Berlinale-Leitungsduo Mariette Rissenbeek und Carlo Chatrian das Publikum im Kino Cineplex Titania (ehemals Titania-Palast) – just jenem Ort, wo das Festival 1951 zum ersten Mal stattgefunden hat.
In das Rennen um die Bären waren 18 Filme aus 15 Ländern mit 17 Weltpremieren. Elf Filmemacher*innen haben ihre Werke schon einmal auf der Berlinale präsentiert, acht von ihnen im Wettbewerb und fünf sind ehemalige Bärenpreisgewinner*innen. Insgesamt gab es 256 Kurz- und Langfilme zu sehen, das sind rund hundert Filme weniger als im Jahre 2020.
Unter Einhaltung eines strengen Hygiene- und Sicherheitskonzepts konnte die Berlinale 2022 trotz anhaltender Pandemielage als Präsenzfestival stattfinden. Insgesamt wurden 156.000 Tickets verkauft. Trotz zahlreicher internationaler Reiseeinschränkungen kamen rund 1.400 Journalist*innen aus 65 Ländern nach Berlin, um vom Festival zu berichten. In den Jahren davor waren es etwa 3500 Journalist*innen aus über 80 Ländern.
Das Familiendrama „Alcarràs“ von Carla Simón wurde mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Damit geht der Bär erst zum siebten Mal seit 1951 an eine Frau.

Die nächste Berlinale geht vom 16. bis 26. Februar 2023. Bis dann...
     
    https://www.berlinale.de/de/home.html
     
Presse    
 
"Die Berlinale wird zur Baustelle"  von Christiane Peitz  Tagesspiegel
"Trauriges Steinobst"  von Tim Caspar Borhme  taz
"Mehr Zumutungen bitte!"  von Katja Nicodemus  Zeit
"Das waren Geisterfestspiele"  Interview Sebastian Schneider, rbb|24
"Die Berlinale kann man als Erfolg verbuchen"  von Felix Müller  Berliner Morgenpost
"Drei Winter sind genug" Von Andreas Kilb Frankfurter Allgemeine Zeitung
"Weiblicher als je zuvor, frankophil wie nie - und leerer denn je"  Von Fabian Wallmeier rbb|24
"Wie ein Versprechen"  Von Sonja Zekri  Süddeutsche Zeitung
"Frauen holen zwei Drittel der Bären. Männer auch ein paar"  Von Hanns-Georg Rodek  Welt
"Festival auf Abstand"  von Tim Caspar Borhme  taz
"Unverschämt smart"  von Thomas Abeltshauser  der Freitag
"Weniger ist mehr?"  Von Gunnar Decker  nd
"Als müsste man das Kino vor dem Todesstoß bewahren "  von Thomas Abeltshauser   der Freitag
"Die Supermutti"  von Von Andreas Borcholte  Spiegel








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